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Sport

Debatte um Pressefreiheit und Terrorpropaganda im Fußball angekommen

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Die Diskussion um die Einschränkung der Pressefreiheit in der Türkei hat mittlerweile selbst die wenig ruhmreiche Sportpresse erreicht. Wegen eines Sportreporters, der nicht zu einer Pressekonferenz zugelassen wurde, wird nun der bekannte Sportmoderator Güntekin Onay öffentlich bezichtigt, ein Terrorunterstützer zu sein. Was war geschehen?

Der Fußballverein Beşiktaş lag im Clinch mit der Fußballzeitung Fotomaç. Deren Journalisten schreiben nach Auffassung weiter Teile der Beşiktaş-Fans voreingenommen über ihren Verein, zuletzt warfen sie den Sportreportern vor, parteiisch über die Partie Beşiktaş-Trabzonspor (2:1) berichtet zu haben. Daraufhin riefen kürzlich Beşiktaş-Fans dazu auf, Reporter des Sportsenders A Spor und der Fußballzeitung Fotomaç zu boykottieren. Der Verein folgte der Aufforderung und ließ seitdem Journalisten der für ihre besondere Regierungsnähe bekannten Turkuvaz-Gruppe, zu der neben A Spor und Fotomaç auch der berüchtigte Sender ATV und die Tageszeitung Sabah gehören, den Zutritt zu seinen Trainingsstätten verweigern. So weit, so normal. Der Verein hat das Hausrecht in seinen Anlagen und kann deshalb entscheiden, wer sie betreten darf und wer nicht.

Für die Sportjournalisten des Regierungssprachrohres Sabah hingegen war die Angelegenheit Grund genug, einen „Kampf für die Pressefreiheit“ auszurufen. Für den Sportkommentator und ehemaligen Top-Schiedsrichter Ahmet Çakar handelte es sich bei der Entscheidung des Fußballvereins um nicht weniger als „Faschismus, Zensur und Despotismus“. Andere Kommentatoren laufen ebenfalls Sturm gegen die Entscheidung von Beşiktaş.

An dieser Stelle kommt Güntekin Onay ins Spiel, einer der prominentesten Sportjournalisten der Türkei. Er hielt offensichtlich nicht viel von dem großen Anspruch, den sich Sabah auf die Fahnen geschrieben hat. Entsprechend entrüstet kommentierte er den Kampf um die Pressefreiheit, den Sabah zu führen angibt. „Sitzen in diesem Land Journalisten im Gefängnis? Das tun sie! Bleiben sie arbeitslos? Das tun sie! Werden sie verhaftet? Das werden sie! Wird Druck auf sie ausgeübt? Ja! Seit 40-50 Jahren erleben wird das“, zählt Onay auf. „Deswegen sollten wir diese Sensibilität für die Pressefreiheit auch in anderen Fällen anwenden. Wenn ihr von Pressefreiheit redet, weil ein Reporter nicht in eine Trainingsanlage gelassen wird, dann solltet ihr bei diesen anderen Fällen auch davon reden.“

Das ließen die Journalisten der Turkuvaz-Gruppe so nicht auf sich sitzen und gingen zum Gegenangriff über. „Güntekin Onay hat ein skandalöses Verständnis von Pressefreiheit. Er setzt Journalisten, die falsche Schiedsrichterentscheidungen aufdecken mit solchen gleich, die Vaterlandsverrat verüben und Propaganda für Terrororganisationen machen“, war daraufhin in Fotomaç zu lesen. Was genau Onay gesagt hat, war für Fotomaç dabei nicht von besonderem Belang. Stattdessen wurde ihm vorgeworfen, er habe sich auf die „Verhaftung von FETÖ- und PKK-Terroristen“ bezogen. Onay habe damit ganz offen Terrorunterstützer verteidigt.

Es ist in diesen Tagen in der Türkei ein Leichtes, als Terrorist oder Terrorunterstützer diffamiert zu werden. Das Beispiel des Moderators Güntekin Onay führt dies nochmals exemplarisch vor Augen.