Connect with us

Politik

Drohnen made in Turkey

Spread the love

Der türkische Geheimdienst will eigene Aufklärungsdrohnen. Dafür startete der MİT nun ein Projekt mit der wichtigsten Forschungseinrichtung der Türkei. Der Staat stellt dafür 220 Mio. Dollar zur Verfügung. (Foto: iha)

Published

on

Die türkische Drohne "Anka" bei einem Testflug in Konya.
Spread the love

Wenn Agenten und Wissenschaftler zusammenarbeiten, sind die Resultate meist spektakulär. Wer James-Bond-Filme kennt, der liebt die ausgetüftelten Accessoires des genialen MI6-Quartiermeisters Q. So fantastisch Qs Erfindung teilweise auch erscheinen, sie helfen dem Doppelnullagenten, in brenzligen Situationen die Oberhand zu behalten.

Auch der türkische Geheimdienst (Millî İstihbarat Teşkilâtı, kurz MİT) will nun mit ausgewählten Wissenschaftlern zusammenarbeiten, um durch moderne Technik seine Gegner effektiver bekämpfen zu können.

„Today’s Zaman“ berichtete am Dienstag, dass der MİT einen Vertrag mit der wichtigsten Forschungseinrichtung der Türkei, der „Türkischen Anstalt für Wissenschaftliche und Technologische Forschung“ (Türkiye Bilimsel ve Teknolojik Araştırma Kurumu, kurz TÜBİTAK) eingegangen ist.

Die Vereinbarung wurde bereits im Februar 2013 unterzeichnet und sieht die Durchführung eines groß angelegten Forschungs- und Entwicklungsprojekts vor. Im Zuge dieses Projektes soll die zuständige Abteilung von TÜBİTAK verschiedene Geräte für den MİT herstellen und neue Labore errichten. Die Zeitung berichtete, dass das Projekt auch die Herstellung von Abhörgeräten und Störsendern vorsehe.

Israelische Drohnen für das Militär, türkische für den Geheimdienst

Herzstück des Projekts ist jedoch die Entwicklung unbemannter Drohnen, die für den türkischen Geheimdienst Ton- und Videoaufnahmen aufzeichnen sollen. Nach den Vorstellungen des MİT soll TÜBİTAK eine Aufklärungsdrohne bauen, die der US-amerikanischen Langstrecken-Aufklärungsdrohne RQ-4 Global Hawk ähnelt und etwa 500 Kilo über längere Strecken hinweg tragen kann. Das Staatssekretariat für Rüstungsindustrie wird sich dem Bericht nach mit ca. 220 Millionen US-Dollar an dem Projekt beteiligen.

TÜBİTAK ist Today’s Zaman zufolge gerade auf der Suche nach einem geeigneten Ingenieur der Luft- und Raumfahrttechnik, der das Projekt leiten soll. Außerdem wurden einige US-Firmen bezüglich des Projektes kontaktiert. Die Entwicklung der Drohne würde es dem MİT erstmals erlauben, eigene Drohnen zur Überwachung bzw. zum Ausspähen von Zielen einzusetzen.

Bislang verfügt in der Türkei lediglich das Militär über etwa zehn eigene Aufklärungsdrohnen des Typs Heron, die es im Jahre 2004 von Israel erwarb. Das Verteidigungsministerium schloss Ende 2004 außerdem mit dem türkischen Luft- und Raumfahrtkonzern TUSAŞ Aerospace Industries einen Vertag zur Entwicklung und Produktion einer eigenen Militärdrohne ab, der TAI Anka.

Doch die Zusammenarbeit und der Informationsaustausch zwischen den verschiedenen türkischen Sicherheitskräften gestalteten sich bislang aus verschiedenen Gründen als schwierig.

Türkei forciert massiven Ausbau der heimischen Rüstungsindustrie

Der MİT will deshalb zusätzlich zu der Entwicklung eigener Drohnen auch erwirken, zukünftig das Videomaterial der Militärdrohnen nutzen zu dürfen.

Der türkische Geheimdienst geriet in der Vergangenheit mehrfach auf Grund von Kommunikationsproblemen und Nachlässigkeit, etwa im Zusammenhang den Anschlägen von Reyhanlı, in die Schlagzeilen. Um diese Defizite zu beseitigen, wurde Anfang September das Gemeinsame Geheimdienst-Koordinationszentrum (MIKM) in Betrieb genommen.

Das MIKM soll zukünftig Geheimdienstinformationen aus allen Sicherheitseinrichtungen der Türkei in einem gemeinsamen Pool sammeln und unter anderem dem türkischen Generalstab zugänglich machen. Außerdem stellt es eine Datenplattform dar, die eine schnelle und unkomplizierte Transferierung sensibler Informationen etwa von Aufklärungsdrohnen gewährleisten soll.

Seit 2004 forciert die Türkei einen massiven Ausbau der heimischen Rüstungsindustrie. Wie fruchtbar die Arbeit von TÜBİTAK sein kann, bewies das zu der Forschungseinrichtung gehörende „Defense Research and Development Institute“ (SAGE). Seit dem Jahr 2012 produziert SAGE selbst entwickelte, hochmoderne Präzisionswaffen, sog. „intelligente Bomben“.

Ankara erhofft sich von einer starken heimischen Verteidigungsindustrie offensichtlich, dass die Türkei im fragilen Nahen Osten auf diesem Wege ihre wirtschaftlich starke und machtvolle Position behaupten kann. Deswegen unterstützt der Staat seine Rüstungsbauer massiv und setzt im Bereich der Rüstungsindustrie immer wieder neue Anreize, um Technologien weiter zu entwickeln.