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Wirtschaft

Ein Tag danach: Erdoğan nimmt Rücktritt von Albayrak an – Nachfolger steht fest

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Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan hat den Rücktritt seines Schwiegersohns vom Amt des Finanzministers angenommen. Das teilte das präsidiale Kommunikationsbüro am Montagabend mit. Nachfolger wird ein ehemaliger Verkehrsminister.

Erdoğan würdige Berat Albayraks Dienste als Finanzminister, der das Land mit „minimalem Schaden“ durch Krisen wie die Corona-Pandemie geführt habe, hieß es. Der Präsident ernannte am späten Montagabend außerdem den ehemaligen Verkehrsminister Lütfi Elvan zum neuen Finanzminister.

Albayrak hatte am Sonntagabend etwas überraschend seinen Rücktritt via Instagram erklärt. Zur Begründung gab er gesundheitliche Probleme an. Beobachter gingen davon aus, dass der Schritt mit der Berufung Naci Ağbals als neuer Notenbankchef zusammenhängt, der vor ihm den Posten des Finanzministers innehatte.

Medien berichten mit wenigen Ausnahmen nicht über Instagram-Post

Präsident Erdoğan hatte mehr als 24 Stunden lang offen gelassen, ob er den Rücktritt annimmt. Für Irritation und Kritik sorgte auch, dass in den wichtigen Medien des Landes, die zum Großteil der Regierung nahestehen, der Rücktritt Albayraks zunächst nicht thematisiert worden war.

Albayrak war seit Juli 2018 türkischer Finanzminister. Zwischenzeitlich war der Ehemann von Erdoğans Tochter Esra als dessen Nachfolger an der Spitze der Regierungspartei AKP gehandelt worden, verlor aber, auch durch unbedachte Äußerungen zur Lira-Talfahrt, zunehmend an Popularität.

Neuer türkischer Notenbankchef gibt sich entschlossen und kündigt Maßnahmen an

Unterdessen will sich die türkische Notenbank unter ihrer neuen Führung gegen den Verfall der türkischen Lira (TL) stemmen. „Alle notwendigen geldpolitischen Entscheidungen werden unternommen“, teilte der neue Chef Naci Ağbal in einer am frühen Montagmorgen in Ankara veröffentlichten Stellungnahme mit. Die Notenbank werde alle politischen Instrumente entschlossen einsetzen, um das Ziel der Preisstabilität zu erreichen, versicherte der Währungshüter kurz nach seiner Amtsübernahme.

In der Nacht zu Samstag hatte der türkische Präsident ohne Begründung Zentralbank-Chef Murat Uysal entlassen. Sein Nachfolger Ağbal war von 2015 bis 2018 Finanzminister des Landes.

Der neue Notenbankchef machte in seiner kurzen Stellungnahme deutlich, dass die angekündigten Maßnahmen wohl auf der kommenden Zinssitzung am 19. November beschlossen werden. Bis zur Zinssitzung würden die aktuelle Lage und die künftigen Erwartungen bewertet, hieß es. Außerdem werde die aktuelle Entwicklung genau beobachtet.

Türkische Lira erholt sich deutlich

Nach der Stellungnahme des neuen Notenbankchefs und Albayraks Rücktritt konnte die türkische Währung ihre lange Talfahrt vorerst stoppen und zu einer deutlichen Erholung ansetzen. Am Freitag hatte die Lira im Handel mit dem US-Dollar und dem Euro erneut Rekordtiefs erreicht. Zeitweise wurde ein Euro für mehr als zehn Lira gehandelt. Aktuell liegt der Kurs bei 9,54 TL.

Trotz des Wechsels an der Notenbank-Spitze rechnen Devisen-Experten der Commerzbank nicht mit einer grundlegenden Änderung der Lage. Analyst Tatha Ghose erwartet in den kommenden Monaten eher eine Fortsetzung der Lira-Schwäche. In der Türkei sei der Leitzins von derzeit 10,25 Prozent zu niedrig vor dem Hintergrund einer Inflationsrate von knapp 12 %. Nach Einschätzung von Ghose liegt die Ursache für den Kursverfall vor allem in der fehlenden Unabhängigkeit der türkischen Zentralbank. Die jüngste Personalentscheidung habe dies einmal mehr unterstrichen.

dpa/dtj

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