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Wirtschaft

Lira im freien Fall: Türkische Notenbank senkt Leitzins erneut

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Die türkische Notenbank hat den Leitzins trotz hoher Inflation und anhaltendem Druck auf die Landeswährung Lira erneut gesenkt. Indes geht der Absturz der Landeswährung ungebremst weiter. Die Folge: immer neue Tiefststände.

Der Leitzins werde von 15 auf 14 Prozent gesenkt, teilte die Notenbank mit. Sie stellte sich damit am Donnerstag einmal mehr hinter die umstrittene Wirtschaftspolitik des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan. Der ist entgegen der gängigen Lehrmeinung der Ansicht, dass hohe Zinsen Inflation verursachen statt sie zu bekämpfen. Es ist die vierte Leitzinssenkung in Folge trotz der hohen Inflation von mehr als 21 Prozent.

Die Lira reagierte unmittelbar und gab nach. Erstmals mussten für einen US-Dollar mehr als 15 Lira gezahlt werden, für einen Euro waren erstmalig mehr als 17 Lira fällig. Seit Jahresbeginn hat die Landeswährung rund die Hälfte ihres Werts zu Dollar und Euro verloren.

Mindestlohn deutlich erhöht

Ebenfalls am Donnerstag verkündete Erdoğan eine gut 50-prozentige Anhebung des Mindestlohns für das kommende Jahr auf 4.250 Lira netto – umgerechnet etwa 240 Euro. Der Mindestlohn für 2021 betrug 2.825 Lira netto (rund 160 Euro). Mit dieser Erhöhung wolle die Regierung beweisen, dass sie die Arbeiter angesichts der Preiserhöhungen nicht leiden lassen wolle, sagte Erdoğan.

Lira-Krise: Erdoğans geldpolitisches Experiment

Zugleich forderte er, den jetzigen Mindestlohn nicht mit Kursen von früher zu vergleichen, schließlich hätten auch damals Menschen nicht in Dollar verdient. „Es gibt im Moment zwar einige Probleme“, die wolle man aber schnellstmöglich überwinden, ebenso die „Ungewissheit, die kürzlich mit den Schwankungen der Devisenkurse und den damit verbundenen extremen Preiserhöhungen entstanden ist“. Gewerkschaften hatten teilweise eine Anhebung des Mindestlohns auf 5.200 Lira gefordert.

Mit einem Experiment ins Ungewisse

Für die Menschen im Land hat sich das Leben in den letzten Monaten durch die hohe Inflation und die schwache Währung erheblich verteuert. Vor allem die Preise für Lebensmittel steigen stark. Erdoğan verteidigt seine Politik immer wieder gegen Kritik. Er spricht von einem „neuen Wirtschaftsmodell“ und glaubt, mit einem niedrigem Leitzins den Export ankurbeln zu können.

Mit einer lockeren Geldpolitik will Erdoğan zudem für mehr Investitionen, Beschäftigung und Produktion sorgen. Wirtschaftsexperte Mustafa Sönmez kritisierte diesen Kurs scharf. Der Präsident wolle nicht sehen, dass er Unmut bei den Bürgern erzeuge, sagte er der dpa. Die Regierung bestehe auf „irrationale Schritte“ und dränge das Land ins Ungewisse.

dpa/dtj

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