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Wirtschaft

Türkische Währungskrise fordert ihr erstes Opfer

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Türkische Wirtschaft: Die türkische Notenbank hat den Leitzins vergangene Woche überraschend gesenkt. Der Schritt sorgt für heftige Debatten in der Türkei.
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Erstmals kostet ein Euro mehr als zehn Lira. Das fordert nun ein erstes Opfer: Präsident Erdoğan entließ den Chef der Zentralbank Murat Uysal. Die Hintergründe.

Seit Monaten verliert die einst stabile türkische Lira an Wert (DTJ-Online berichtete). In dieser Woche bekam man erstmals zehn Lira für einen Euro. Das bedeutet ein Allzeittief. Die Entwicklung seit Jahresbeginn offenbart einen dramatischen Trend.

Die Lira hat in diesem Jahr gegenüber den internationalen Leitwährungen (US-Dollar und Euro) mehr als 30 Prozent verloren. Das gilt auch für den Schweizer Franken, den Pfund Sterling oder den japanischen Yen. Und allein in den vergangenen 15 Tagen waren es sieben Prozent. Die Folge: Die Türkei ist das Schwellenland mit der schlechtesten Währungsentwicklung in diesem Jahr.

Notenbank: Zwei Führungswechsel in 16 Monaten

Staatspräsident Recep Tayyip Erdoğan reagiert auf den Währungsverfall mit der Entlassung des Notenbankchefs Murat Uysal. Zum Nachfolger ernannte er den früheren Finanzminister Naci Ağbal. Er ist ein enger Weggefährte Erdogans. In 16 Monaten ist es nun schon der zweite Wechsel an der Spitze der türkischen Zentralbank.

Die Zentralbank steht wegen des Wertverlust zwar im Fokus der Kritik. Allerdings übt Ankara, allen voran der starke Mann im Präsidentenpalast, großen Einfluss auf die Währungshüter aus. Erdoğan gilt als wichtiger Treiber für die Geldpolitik der Türkei. Deswegen wird der Personalwechsel von Analysten skeptisch gesehen: Er belege abermals die fehlende Unabhängigkeit der Zentralbank.

„Teufelsdreieck von Zinsen, Wechselkursen und Inflation“

Unmittelbar ausgelöst wurde der jüngste Kurssturz durch die Entscheidung, den Leitzins bei 10,25 Prozent zu belassen. Dem türkischen Statistikamt zufolge stand die Inflation im Oktober allerdings bereits bei 11,9 Prozent. Eine Diskrepanz, die für die internationalen Märkte Unsicherheiten ausstrahlt.

Für Erdoğan und seine Anhänger ist die Sache indes klar: Ihr Land führe einen Wirtschaftskrieg gegen ein „Teufelsdreieck von Zinsen, Wechselkursen und Inflation“, sagte der Machthaber bereits am vergangenen Wochenende. Mit solchen Aussagen wirbt er bei ausländischen Investoren nicht gerade für mehr Vertrauen in Türkei.

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