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Menschenrechte

Mutter von krebskrankem Ahmet darf doch nicht nach Deutschland

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Krebskranker Ahmet Burhan Atac darf nicht mit Mutter ausreisen.
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Der krebskranke Ahmet ist erst acht Jahre alt. Für die Behandlung muss er nach Köln. Doch sein Vater ist inhaftiert, seine Mutter hat eine Ausreisesperre und darf nicht mit nach Deutschland kommen. Der Junge braucht aber die Unterstützung seiner Mutter. Die Staatsanwaltschaft hob kürzlich die Ausreisesperre auf, doch ein Gericht widerrief diese Entscheidung.

Es war eine der wenigen schönen Nachrichten für Menschen in der Türkei, die seit dem Putschversuch 2016 unter großen Repressalien leben müssen oder auf der Flucht sind. Der kleine Ahmet Burhan Ataç darf mit seiner Mutter nach Deutschland ausreisen. Hinter dem gewöhnlich klingenden Szenario steht ein großes Drama. Denn er leidet an Krebs, genauer an Knochenkrebs. Eine umfassende Strahlentherapie ist also notwendig. Eine schwere Zeit, vor allem für ein Kind!

Diese schwere Zeit muss der Achtjährige aber teilweise alleine durchstehen. Sein Vater ist inhaftiert, weil ihm Verbindungen zur Bewegung des in den USA lebenden Fethullah Gülen nachgesagt werden. Gülen wird von der türkischen Regierung vorgeworfen, Drahtzieher des Putschversuchs vom Juli 2016 zu sein.

Auch die Mutter sieht sich einem ähnlichen Vorwurf ausgesetzt. Zwar ist Zekiye Ataç auf freiem Fuß, doch gegen sie wurde eine Ausreisesperre verhängt. Für Ahmet ein Albtraum: Die Behandlung des Jungen findet nämlich in Deutschland statt. Die erste Session der Behandlung musste Ahmet deshalb alleine durchstehen. Lediglich seine Großmutter durfte mit Ahmet ausreisen. In einem Interview mit Euronews sagte sie, dass Ahmet nachts sehr starke Schmerzen habe und nicht schlafen könne. „Er sagt ständig, dass er zu seiner Mutter und seinem Vater will“, so die Oma. „Sie sollen uns endlich hören. Dieses Kind ist krebskrank und will, dass seine Eltern bei ihm sind.“

Armenische Menschenrechtlerin unterstützt Ahmets Mutter

Unterstützt wurde Ahmet auch durch die armenischstämmige Menschenrechtlerin Arlet Natali Avazyan und einigen Politikern der Oppositionsparteien.

Die erfreuliche Nachricht kam erst Anfang dieser Woche: „Ahmets Mutter darf ausreisen!“, hieß es in den Medien. Sie teilte auf Twitter ihre Freude: „Das Verbot ist aufgehoben, ich gehe zu Ahmet“.

Diese Nachricht hatte landesweit Menschen, die unter den Repressalien leiden, stark motiviert. Die Staatsanwaltschaft hatte ein großes Maß an Mitgefühl und Menschlichkeit gezeigt und die Ausreisesperre aufgehoben.

Entscheidung der Staatsanwaltschaft widerrufen

Doch die Freude währte nicht lange. Etwa einen Tag später widerrief das Gericht die Entscheidung der Staatsanwaltschaft. Die Ausreisesperre wurde damit erneut verhängt. Eine Schocknachricht für alle, die sich für Ahmet gefreut hatten.

Die Entscheidung sorgte für landesweite Kritik. Die Menschenrechtlerin Avazyan, die sich für Ahmet einsetzt, hat die Entscheidung auf Twitter stark kritisiert und um Unterstützung bei den zuständigen Behörden gebeten.

Der Aufruf der Menschenrechtlerin fand in den sozialen Netzwerken Gehör. Prompt wurde auf Twitter wurde eine Welle der Empörung und Solidarität ausgelöst. Innerhalb kürzester Zeit schaffte es der Hashtag „#AhmetiYaşat Türkiye“ (Lass Ahmet leben, Türkei) in die Twitter-Trends.

Auch Ömer Faruk Gergerlioğlu, Abgeordneter der HDP, kritisierte die Behörden:

Bu nasıl saçmalık ya..!

2 günlük sevinci mi çok gördünüz Ahmet’e, annesine, babasına, hepimize..!?

Ya size çocuk hasta diyoruz, zaman az diyoruz, insaf,vicdan, merhamet diyoruz ..!

Bu yanlıştan dönün, yeter artık! https://t.co/D4Rb65z3le

— Ömer Faruk Gergerlioğlu (@gergerliogluof) February 18, 2020

„Wir sagen, dass das Kind krank, die Zeit knapp ist. Wir fordern Menschlichkeit, Empathie. Es reicht, korrigiert diesen Fehler“, so der Politiker.

Einige forderten die Nutzer dazu auf, E-Mails an die Menschenrechtsorganisation Amnesty International zu schicken, um Unterstützung für den kleinen Ahmet anzufordern. Was nun mit Ahmet passieren wird, ist unklar. Jedenfalls muss er bald wieder für die Strahlentherapie nach Köln.