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Politik

Nach Tötung türkischer Soldaten: Türkei reagiert

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Türkische Soldaten geraten in Syrien unter Beschuss, die Vergeltungsmaßnahme folgt prompt – es gibt Opfer auf beiden Seiten. Präsident Erdoğan spricht von „niederträchtigen Angriffen“.

Die Türkei hat nach der Tötung von fünf ihrer Soldaten in Syrien einen Vergeltungsangriff im Nordwesten des Bürgerkriegslandes gestartet. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan sagte am Montag vor seiner Abreise nach Kiew, dass dabei bislang 30 bis 35 syrische Kämpfer „außer Gefecht gesetzt“ worden seien. Das kann etwa getötet oder verletzt bedeuten. Aktivisten der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte zufolge kamen bei den türkischen Angriffen 13 Soldaten der syrischen Regierung ums Leben. Erdoğan schickte zugleich eine Mahnung an Syriens Verbündeten Russland, sich den Angriffen nicht in den Weg zu stellen.

Die Türkei reagierte nach eigener Darstellung auf einen Beschuss türkischer Kräfte durch das syrische Militär in der Provinz Idlib. Dabei seien mindestens fünf Soldaten und ein ziviler Mitarbeiter ums Leben gekommen. Sieben Soldaten seien zudem verletzt worden. Die syrische Regierung äußerte sich zunächst nicht zu dem Angriff.

Türkei unterhält zwölf Militärposten in der Region

Idlib ist nach fast neun Jahren Bürgerkrieg in Syrien das letzte große Rebellengebiet. Kontrolliert wird es von der Al-Kaida-nahen Miliz Haiat Tahrir al-Scham (HTS). Die syrische Armee, die unter anderem von Russland unterstützt wird, hatte im vergangenen Jahr eine Offensive auf die Region um die Stadt Idlib im Nordwesten des Landes begonnen. Die Türkei steht auf Seite der Rebellen und unterhält zwölf Militärposten in der Region.

Die Türkei habe die Soldaten zur Verstärkung geschickt, sie seien trotz Bekanntgabe der Koordinaten beschossen worden, teilte das Verteidigungsministerium in Ankara mit. Erdoğan sagte weiter, man könne einen solchen Angriff nicht unbeantwortet lassen und die Türkei werde Rechenschaft dafür verlangen. „Diejenigen, die die Entschlossenheit der Türkei mit dieser Art niederträchtiger Angriffe auf die Probe stellen, werden begreifen, dass sie einen großen Fehler begangen haben.“ An Russland gerichtet mahnte er: „Ihr solltet uns nicht im Wege stehen.“

Russland stellt Vorfall anders dar

Das russische Militär stellte den Vorfall am Montag anders dar: Es teilte mit, die türkische Seite habe die Russen nicht über ihre Bewegungen informiert. Dabei seien sie unter Beschuss der syrischen Regierungstruppen gekommen, die gegen „Terroristen“ westlich des Orts Sarakib in Idlib vorgehen wollten.

Russland und der Iran als Verbündete der syrischen Regierung und die Türkei als Unterstützer der Rebellen hatten Idlib 2017 zu einer sogenannten Deeskalationszone erklärt. In dieser sollten Binnenflüchtlinge Schutz finden. 2018 wurde zudem eine entmilitarisierte Pufferzone eingerichtet. Im April 2019 hatten die Truppen des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad mit russischer Unterstützung dann aber eine Bodenoffensive gegen die Aufständischen begonnen. Die Kämpfe nahmen daraufhin erneut zu.

Erdoğan: Türkei kann keine Flüchtlinge mehr aufnehmen

Erdoğan hatte vergangene Woche gewarnt, dass die Türkei nicht vor einem weiteren Militäreinsatz in Syrien zurückschrecke, sollte sich die Situation in Idlib nicht normalisieren. Er hatte zudem betont, dass sein Land keine weiteren Geflüchteten aus Syrien mehr aufnehmen könne. Die Türkei beherbergt nach offiziellen Angaben bereits mehr als 3,6 Millionen syrische Flüchtlinge.

Helfer beklagen eine dramatische humanitäre Lage in Idlib. Seit Anfang Dezember sind den Vereinten Nationen zufolge fast 390 000 Menschen vor der Gewalt geflohen.

dpa/dtj