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Gesellschaft

PKK-„Propaganda“ am Telefon: Türkischer Starmoderator ein Landesverräter?

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Er und seine Show sind allseits bekannt und beliebt. Nun scheiden sich an ihnen die Geister. Wurde in der Beyaz-Show am Freitag Propaganda für eine Terrororganisation gemacht?

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Ob Jung oder Alt, die „Beyaz Show“ kennt in der Türkei jeder.

Der Name der Sendung leitet sich vom Namen des Moderators, Beyazıt Öztürk, ab. Seit Jahren ist er jeden Freitagabend zu sehen, er lädt Stars ein, spricht mit ihnen über ihr Leben, selten auch über das Tagesgeschehen.

Ein wesentlicher Bestandteil der Show ist auch, dass Zuschauer anrufen und Öztürk, von seinen Fans liebevoll nur „Beyaz“ genannt, und den anwesenden Gästen Fragen stellen können.

So war es auch an diesem Freitag – oder hätte es zumindest sein sollen. Doch es kam ganz anders.

Eine Lehrerin ruft an…

Eine Person, die sich als Lehrerin ausgab, rief aus Diyarbakır an und schilderte die Lage im Südosten der Türkei. Kanal D, der Sender, bei dem die Show ausgestrahlt wird, gab an, die Person hätte vorgegeben, Fragen an die Gäste stellen zu wollen.

„Sind Sie sich bewusst, was im Osten des Landes gerade passiert? Die Medien geben die Dinge anders wieder. Erheben Sie Ihre Stimmen. Fühlen Sie mit uns mit als Mensch. Sehen, hören und reichen Sie uns die Hand. Die Menschen sollen nicht sterben, die Kinder sollen nicht sterben, die Mütter sollen nicht weinen“, appellierte Ayşe Çelik am Hörer.

Diese Worte wurden nun sehr unterschiedlich ausgelegt. Während regierungsnahe Sender am Folgetag „PKK-Propaganda“ in der Sendung festgestellt haben wollten, berichteten andere Sender, dass die Frau nur auf die dramatische Lage habe hinweisen wollen. Tatsächlich hatte sie keine Seite explizit genannt, weder die türkische Armee noch die PKK.

Beyaz reagiert nicht ungewöhnlich – oder etwas doch?

„Beyaz“ jedenfalls dankte der Frau und versprach, sich ihre Worte zu Herzen zu nehmen. Viele kritisierten, dass er sich damit ebenfalls auf die Seite der Terrororganisation gestellt – und damit das Land verraten habe. Er habe nicht den Mut gezeigt, an die türkischen Märtyrer zu erinnern und das wahre Problem – nämlich die PKK – anzusprechen.

Dem vermeintlichen Landesverrat entgegenzuwirken versuchte Kanal D. „Unser Sender ist vom ersten Tag an immer auf der Seite unseres Staates gewesen. Beyaz ist jemand, den wirklich alle Teile der Gesellschaft ohne Ausnahme mögen und respektieren. Mit dieser Provokation versucht man ihn zu diskreditieren“, hieß es in der Stellungnahme, die am Samstag veröffentlicht wurde.

Auch die Lehrerin selbst ist in den Fokus geraten. Während einige Medien sie ausfindig zu machen versuchten, gab das Bildungsministerium bekannt, dass eine Lehrerin unter diesem Namen ihm nicht bekannt sei. Lehrergewerkschaften wandten ein, dass sie ihren wahren Namen möglicherweise habe verheimlichen wollen.

Auch Cübbeli Ahmet Hoca im Fokus

Wie sehr die Kurdenfrage das Land polarisiert, machten am Sonntag auch Videoaufnahmen von Cübbeli Ahmet Hoca, einem bekannten Prediger, deutlich. Obwohl auch er von Terroristen sprach und ihr Handeln scharf verurteilte, wurden seine Aussagen unterschiedlich ausgelegt. Manche Nutzer warfen ihm vor, die Kurden generell in seinen Rundumschlag eingebunden zu haben. Dabei sprach er eindeutig von Terroristen und einer Partei, womit er die HDP gemeint haben dürfte. Gleichzeitig überhöhte er allerdings auch die türkische Armee und Polizei, die er frei von jeder Schuld sprach.

Die Stimmung ist gereizt, ob als Prediger oder Moderator, in diesen Tagen muss man sehr darauf achten, was man sagt – und was man nicht sagt. Die Diskussionen um Beyaz und Cübbeli Ahmet Hoca führen aber am eigentlichen Thema vorbei. Im Osten des Landes geht das Sterben der Terroristen, der Menschen, die zu Terroristen erklärt werden, der Soldaten, Polizisten und Zivilisten weiter.