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Politik

Russland erwartet offenbar mehr als nur eine Entschuldigung von der Türkei

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Erst gibt Erdoğan ein Stück nach, dann zeigt sich Putin großmütig: Russland und die Türkei gehen aufeinander zu. Doch Russland will offenbar mehr als nur eine Entschuldigung.

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Der russische Präsident Wladimir Putin spricht mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan.
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Die Präsidenten Russlands und der Türkei lenken nach sieben Monaten Eiszeit wegen des Abschusses eines russischen Kampfjets ein. Der russische Staatschef Wladimir Putin will am Mittwoch erstmals wieder mit seinem türkischen Kollegen Recep Tayyip Erdoğan telefonieren. Das kündigte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Dienstag in Moskau an. Ein Brief Erdoğans vom Vortag sei „ein wichtiger Schritt zur Normalisierung der Beziehungen“, sagte er. Ein türkischer Regierungsvertreter sagte, bei dem bevorstehenden Telefonat wolle Putin Erdoğan „seine Dankbarkeit ausdrücken“.

Aus russischer Sicht enthielt der Brief Erdoğans die geforderte Entschuldigung für den Zwischenfall von Ende November, bei dem im syrischen Grenzgebiet ein russischer Pilot ums Leben gekommen war. „In dem Brief gibt es Worte des Bedauerns und das Wort Entschuldigung“, sagte Peskow. „Da gibt es keine philologischen Feinheiten.“ Dagegen bestreitet Ankara, dass Erdoğan sich entschuldigt habe.

Türkei korrigiert russische Darstellung

Aus türkischen Regierungskreisen hieß es, Erdoğan habe die Hinterbliebenen des getöteten Piloten, nicht aber die russische Regierung um Verzeihung gebeten. „Wir haben keine Entschuldigung ausgesprochen, sondern unser Bedauern zum Ausdruck gebracht.“ In dem Brief hatte sich Erdoğan nach Angaben seines Sprechers ausdrücklich nur bei der Familie des toten russischen Piloten entschuldigt. Gegenüber dem russischen Staat äußerte Erdoğan lediglich Bedauern.

Auch das Thema Entschädigung gestaltet sich unklar. Während Ministerpräsident Binali Yıldırım am Montag dieses Thema ins Gespräch brachte, betonte er am Dienstag, dass eine Entschädigungszahlung an Russland nicht in Frage komme.

Moskau kritisiert türkische Syrien- und Irakpolitik

Russland hatte nach dem Abschuss Sanktionen verhängt und vor allem den Chartertourismus in die Türkei gestoppt. Die krisengeplagte Wirtschaft beider Länder hofft auf eine rasche Aufhebung der Strafen. In der russischen Regierung werde aber noch nicht über eine Wiederaufnahme des Türkei-Tourismus gesprochen, sagte die zuständige Vizeregierungschefin Olga Golodez. Konstantin Kosatschow, Chef des Auswärtigen Ausschusses des Föderationsrates (Oberhaus), erklärte, dass vor allem die Sanktionen Russlands die Türkei zu diesem Schritt geführt hätten. Man erwarte von Ankara allerdings auch eine Richtungsänderung in seiner Syrien- und Irakpolitik, denn diese seien viel schwerwiegender als der Abschuss des russischen Kampfjets und könnten in Zukunft eine größere Krise auslösen.

Ein mögliches Treffen des russischen Außenminister Sergej Lawrow mit seinem Kollegen Mevlüt Davutoglu schon am kommenden Freitag werde geprüft, hieß es im Moskauer Außenministerium. Am 1. Juli tagt in Sotschi in Südrussland der Schwarzmeer-Kooperationsrat. Der erste Schritt der Türkei sei aufmerksam zur Kenntnis genommen worden, sagte Ministeriumssprecherin Maria Sacharowa.