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Politik

Sedat Peker: Rechtsextrem, vorbestraft, Unternehmer des Jahres

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Heute Abend wird in Istanbul Sedat Peker als Unternehmer des Jahres ausgezeichnet. Derselbe rechtsextreme und vorbestrafte Peker, der kritischen Intellektuellen androhte, in ihrem Blut zu baden.

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Sedat Peker
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In Istanbul wird heute Abend Sedat Peker geehrt. Im Lütfü-Kırdar-Kongress-Zentrum bekommt der 45-jährige im Rahmen der „Jugendpreise der Türkei“ („Türkiye Gençlik Ödülleri“) den Preis als „Bester Unternehmer des Jahres“ verliehen. Neben Peker werden auch bekannte Sänger wie Mustafa Ceceli, Schauspielerinnen wie Tuba Büyüküstün und der Fußballspieler Arda Turan vom katalanischen Spitzenclub FC Barcelona geehrt.

Doch unter den Preisträgern zieht der Name Sedat Peker die meiste Aufmerksamkeit auf sich. Nicht ohne Grund: Der in Deutschland aufgewachsene Peker ist bekannt in der türkischen Öffentlichkeit – als bekennender Rechtsextremist mit krimineller Vergangenheit. Er ist als Anführer einer kriminellen Vereinigung bekannt und hat in seinem bisherigen Lebenswandel eine beeindruckende Reihe krimineller Tätigkeiten und Verurteilungen aufzuweisen, von Nötigung, Urkundenfälschung und Freiheitsberaubung über Drogenhandel bis zu Schutzgelderpressung und Mord. Zuletzt war er im März 2005 im Rahmen der Operation Schmetterling verhaftet und zwei Jahre später zu 14 Jahren Haft verurteilt worden, ist jedoch längst wieder auf freiem Fuß.

Denn zugleich hat Peker sehr gute Beziehungen zur Politik und gibt sich als Freund der regierenden AKP aus. So zählt er auch Staatspräsident Recep Tayyip Erdoğan zu seinen persönlichen Bekannten. Vor kurzem machte er von sich reden, als er die Gruppe von über 1000 Akademikern angriff, die in der Erklärung „Wir werden uns nicht mitschuldig machen“ die Kurdenpolitik der Regierung kritisierten. Peker hatte sie auf brutalste Weise bedroht; er sprach davon, dass man „Rache nehmen“ werde „wie es sich für einen muslimischen Türken gehört“. Dabei werde er „ihr Blut in Strömen vergießen und in dem fließenden Blut ein Bad nehmen.

Daraufhin sprach er davon, dass er auf den Straßen „Söhne der Heimat“ getroffen habe, die ihm sagten, dass er zu milde gesprochen hätte. Sie hätten ihm erklärt, dass sie „nicht nur mit ihrem Blut baden, sondern ihr Blut trinken werden, so wahr uns Gott helfe.“ Nach dem letzten Terroranschlag von Ankara, für den er auch die Russen verantwortlich machte, schlug Peker in einem Artikel auf seiner Homepage vor, dass der türkische Geheimdienst tschetschenische Militante ausbildet, damit sie Anschläge in Moskau verüben können.

Die Preisträger sollen durch Abstimmung in der Bevölkerung ermittelt worden sein. Über die Organisatoren ist allerdings im Internet nicht viel zu ermitteln. Zur Zeit der Recherche war der Zugriff auf ihre Seiten (turkiyegenclikodulleri.com, mcd-genclik.com) nicht möglich. Die Jugendpreise der Türkei wurden 2015 von Maksut Coşkun Dokunulmaz ins Leben gerufen, der wie die Eltern Sedat Pekers aus der Schwarzmeerstadt Rize stammt.

Sedat Peker machte in der Öffentlichkeit auch durch seine Zuwendungen an Hilfseinrichtungen von sich reden. Bisher erhielt er Preise als „der sozialste Unternehmer“ oder wurde mit „lebenslanger Ehrung“ gewürdigt.

Doch Peker ist in „guter“ Gesellschaft: Zuletzt war der iranischstämmige Geschäftsmann Reza Zarrab im November vergangenen Jahres im Beisein von Staatspräsident Recep Tayyip Erdoğan als „Exportchampion des Jahres“ ausgezeichnet worden. Zwei Jahre zuvor befand er sich noch im Zentrum der Korruptionsermittlungen vom Dezember 2013. Den Preis erhielt er aus den Händen des stellvertretenden Ministerpräsidenten Numan Kurtulmuş und des Wirtschaftsministers Nihat Zeybekçi. Seit zwei Wochen befindet er sich in den USA in Haft und wartet auf seinen Prozess – Vorwurf: Geldwäsche, Verletzung internationaler Sanktionen und Korruption im Bankenwesen.