Wirtschaft
Touristenboom in der Türkei
Ausländische Touristen reisen wieder gern in die Türkei. Die Repression schrecken sie nicht länger ab. Im Gegenteil: 2018 war das erfolgreichste Jahr überhaupt. Auch Deutsche tragen dazu bei.
Die Zahlen sind beeindruckend: Zwischen Januar und Dezember 2018 reisten 39,5 Millionen Touristen in die Türkei – so viele wie nie zuvor. Das ist Rekord und ein Anstieg um 22 Prozent gegenüber 2017. Die relative Stabilität am Bosporus trägt Früchte: Ausländische Urlauber schreckt die Türkei nicht mehr. 2019 sollen es sogar noch mehr werden. Das Tourismusministerium in Ankara rechnet optimistisch mit bis zu 45 Millionen Gästen.
Das Land erlebt damit eine Renaissance des Tourismus: 2016 und 2017 waren die Buchungen infolge des Putsches und einer Welle von Terroranschlägen zurückgegangen. Die Spannungen mit dem Westen sowie die Festnahme ausländischer Bürger auf türkischem Boden taten ihr Übriges, um die fremden Gäste zu vergraulen.
Autoritarismus nimmt zu
Dass die Türkei in der Zwischenzeit kein freieres Land geworden ist, bemängeln internationale Menschrechtsorganisationen. Unter Präsident Recep Tayyip Erdoğan und der Ägide seiner AKP-Regierung im neuen Präsidialsystem nähmen Autoritarismus, Verfolgung Andersdenkender sowie Repressionen generell zu.
Auch deutsche Urlauber scheint das nicht zu stören. Zwar befinden sich die Einreisezahlen von Besuchern aus der Bundesrepublik noch nicht wieder auf Rekordniveau (bisheriges Rekordjahr 2015 mit 5,6 Millionen Gästen). Dennoch reisten 26 Prozent mehr Deutsche als im Jahr zuvor in die Türkei ein.
Lira-Verfall und Preissenkungen
Die Großzahl der Gäste stammt indes aus Russland, was direkt auf die Entspannung in den politischen Beziehungen der beiden Länder zurückzuführen ist. Auch die neue Allianz mit Katar wirkt sich positiv auf die Tourismusbilanz aus: 2018 reisten doppelt so viele Urlauber aus dem Golfemirat an den Bosporus.
Für Urlauber weltweit sind die billigen Preise in der Türkei ein entscheidender Faktor. Die Touristikbranche hatte nach den Flaute-Jahren 2016 und 2017 die Preise gesenkt und so versucht, Touristen zurückzugewinnen. Kombiniert mit dem Verfall der türkischen Währung Lira ist die Türkei als Reiseland unschlagbar günstig. 2019 könnte deswegen ein neues Rekordjahr werden.
Zufrieden ist man in Ankara noch nicht. Die Türkei wäre nicht die Türkei, würde sie sich nicht hohe Ziele stecken: Zum 100. Geburtstag der Republik streben die Verantwortlichen 2023 mehr als 70 Millionen Touristen an.