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Trotz UN-Schutz: Türkische Familie in Malaysia entführt

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Entführung einer türkischen Familie in Kuala Lumpur.
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In Malaysia wurden nach Angaben von Angehörigen und Zeugen Mitglieder einer türkischen Familie entführt.

In Malaysia wurden nach Angaben von Angehörigen und Zeugen Mitglieder einer türkischen Familie entführt. Dabei handele es sich um die Familie Komiş, die seit vielen Jahren in Kuala Lumpur, Malaysia lebt. Zu den Entführten zählen Arif Komiş, seine Ehefrau Ülkü Komiş und ihren vier Töchtern Beyza, Azra, Saliha und Hafsa. Der DTJ-Redaktion liegt ein Screenshot einer WhatsApp Nachricht von Beyza Komiş vor, in dem die junge Türkin verzweifelt um Hilfe ruft: „Wir wurden entführt, bitte benachrichtigt jeden, die Vereinten Nationen!“ Freunde der Familie glauben, dass sie in einem Amt für Flüchtlinge aufgehalten werden.

Entführung in Malaysia, WhatsApp Nachricht von Beyza Komis, 2019-08-29 at 13.18.03

Arif Komiş hatte zudem einen anerkannten Flüchtlingsstatus des UNHCR, dem Hohen Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen, und hätte in jedem Fall geschützt werden müssen. Mit einem sogenannten Zertifikat sollen Menschen, die Schutz bei der UNHCR suchen, vor willkürlicher Entführung, Inhaftierung und Deportation bewahrt werden. In den meisten Fällen und in vielen Ländern ist ein solches Dokument auch viel wert. Anders scheint es in Malaysia zu sein. Denn die Entführung der Familie Komiş ist kein Einzelfall.

Entführung in Malaysia: Nicht zum ersten Mal

Wie das DTJ berichtet hat, gab es schon im Mai 2017 ein Vorfall in Malaysia. Ein in Malaysia lebender Türke wurde in der Tiefgarage von mehreren malaysischen Männern entführt. Die verzweifelten Familien teilten in Videobotschaften ihre Sorge. Sie gingen von Terroristen oder der Mafia aus. Doch nach kurzer Zeit haben die staatlichen Behörden von Malaysia eingeräumt, selbst hinter den Entführungen zu stecken. So bestätigte der Polizeipräsident von Malaysia am 5. Mai, dass drei türkische Staatsangehörige unter Berufung auf das Sicherheitsgesetz (Security Offences Special Measures Act 2012 – SOSMA) festgenommen und inhaftiert wurden. Wegen angeblicher Bewerbung und Unterstützung einer terroristischen Vereinigung. Eine verdächtige Überschneidung. Denn genau so definiert die Türkei die Anhänger der Gülen-Bewegung und macht aus ihnen sehr pauschal Terroristen. Anschließend wurden drei türkische Männer aus Malaysia an die Türkei ausgeliefert.

Im aktuellen Fall der Familie Komis hat das DTJ eine Anfrage an die malaysische Botschaft in Deutschland gerichtet. Bisweilen gab es auf die Anfrage jedoch keine Antwort.

Ungewöhnliche Festnahmeszenen

Später stellte sich heraus, dass es sich bei den drei Personen um Mitarbeiter an Gülen-Schulen in Malaysia handelt, darunter der Schulleiter Turgay Karaman, der Akademiker Ismet Özçelik und der Geschäftsmann Ihsan Aslan.

Correctiv hatte ähnliche Fälle im Kosovo recherchiert

In einer gemeinsamen und ausführlichen Recherche mit El Pais, Le Monde, Haaretz, Addendum, Il Fatto Quotidiano, Frontal 21/ZDF, Monday Morning und TT hatte das gemeinnützige Recherchemedium Correctiv belegt, dass die türkische Regierung im Kosovo türkische Bürger entführt und in die Türkei verschleppt.

„Eine Gülen-nahe Einrichtung in den USA hat bisher 49 Entführungsfälle aufgelistet. Auf der Liste der Länder, aus denen Opfer entführt wurden, befinden sich unter anderem Malaysia, der Kosovo, Pakistan, die Ukraine und Aserbaidschan. Die gemeinsame Recherche hat durch die Befragung von Zeugen und Auswertung von Videoaufnahmen Fälle aus dem Kosovo und Malaysia detailliert dokumentiert.

Die türkische Regierung spricht von 100 Gülenisten, die man aus dem Ausland zurückgeholt habe.“ (Quelle: Correctiv)

Türkische Regierung prahlt mit Entführungen

Für die türkische Regierung sind Entführungen kein Grund zur Scham. Auch scheinen diplomatische Krisen keine Rolle zu spielen. Das legen Aussagen von Regierungsmitgliedern offen. Der heutige stellvertretende Ministerpräsident Bekir Bozdağ sprach damals in seiner Funktion als Justizminister in abwertendem Ton davon, dass die Türkei in 18 Ländern erfolgreich 80 Gülenisten eingetütet hätte. Bislang war die Türkei aber nur in Ländern mit schlechter wirtschaftlicher Basis und in weniger entwickelten Demokratien erfolgreich. In großen und souveränen Nationen konnte die türkische Regierung bisweilen keinen Erfolg in diesem Sinne verzeichnen.