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Corona

Türkei als Corona-Risikogebiet eingestuft: Antworten auf die wichtigsten Fragen

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Kann ich in die Türkei reisen? Muss ich danach in Quarantäne? Bei einem Aufenthalt in der Türkei herrscht aktuell viel Unsicherheit, zuletzt wurde das Land als Corona-Risikogebiet eingestuft. DTJ-Online beantwortet die zehn drängendsten Fragen.

  1. Wie ist die momentane Corona-Situation in der Türkei? Gibt es z.B. eine Maskenpflicht im öffentlichen Raum?

Angesichts steigender Corona-Fallzahlen hat die Türkei die bestehende Maskenpflicht ausgeweitet. In den Metropolen Istanbul, Ankara und in Bursa müssen die Einwohner nach offiziellen Angaben seit Donnerstag in der Öffentlichkeit, also auch im Freien, Masken tragen. Damit gilt eine generelle Maskenpflicht in 45 von 81 Provinzen. Allerdings müssen die Bürger schon seit April Masken an belebten Orten wie Supermärkten tragen. Bei Verstoß muss ein Bußgeld gezahlt werden.

Die Türkei hatte die Corona-Pandemie im Land zunächst mit strikten Maßnahmen eingedämmt. Am 1. Juni hatte Ankara dann zahlreiche Corona-Restriktionen gelockert. Seit dem Wochenende steigt die Zahl der in 24 Stunden registrierten Fälle wieder. Sie liegt momentan bei etwa 1500 Neuinfektionen täglich, Anfang Juni hatte die Zahl noch bei rund 800 gelegen. Gesundheitsminister Fahrettin Koca hatte am Mittwochabend gesagt, der Anstieg sei keine Überraschung und im erwarteten Rahmen.

Insgesamt hat die Türkei rund 183 000 Coronavirus-Fälle registriert, davon sind nach offiziellen Angaben rund 155 000 Menschen wieder genesen. Insgesamt sind in dem Land mit 83 Millionen Einwohnern 4861 Menschen mit Covid-19 gestorben.

  1. Die Türkei wurde als Corona-Risikogebiet eingestuft. Was bedeutet das für Reisende?

Die Bundesregierung hat die Türkei zusammen mit 130 weiteren Ländern als Corona-Risikogebiet eingestuft. Auf der Liste, die bereits am Montag zum ersten Mal vom Robert-Koch-Institut (RKI) veröffentlicht wurde und nun regelmäßig aktualisiert wird, stehen auch andere beliebte Urlaubsländer der Deutschen.

Einreisende aus einem Risikogebiet müssen damit rechnen, dass sie 14 Tage in Quarantäne müssen. Für diese Länder ist unter anderem deswegen eine Aufhebung der immer noch für mehr als 160 Länder außerhalb der Europäischen Union geltende Reisewarnung nach jetzigem Stand unwahrscheinlich. Es gebe aber „keine Automatismen“, betonte ein Sprecher des Auswärtigen Amts am Mittwoch.

Vor allem die Türkei, das drittbeliebteste Urlaubsland der Deutschen nach Spanien und Italien und zudem Bezugspunkt sowie Heimatland vieler Deutschtürken, dringt auf eine Aufhebung dieser Reisewarnung und wirbt um deutsche Touristen. Der türkische Außenminister Mevlüt Çavuşoğlu hatte sich vor wenigen Tagen enttäuscht über die Beibehaltung der Reisewarnung gezeigt. „Die wissenschaftlichen Gründe hinter der Entscheidung sind für uns nur schwer zu verstehen“, sagte er dem „Spiegel“. Alles sei vorbereitet für eine sichere Reise in die Türkei.

Warum wurde die Türkei als Risikogebiet eingestuft? Die offiziellen Fallzahlen der Türkei werden in der Bundesregierung mit Skepsis betrachtet. Zur Beurteilung von Risikogebieten kommt es nicht nur auf die reine Datenlage an − es geht auch um Transparenz. Die Türkei erklärt zwar, dass die Infektionszahlen in Tourismusgebieten gering und Intensivbetten ausreichend sind, eine regionale Aufschlüsselung der Fallzahlen gibt sie allerdings nicht bekannt. Das dürfte in Berlin nicht für Vertrauen sorgen.

  1. Ist in absehbarer Zeit mit einer Aufhebung der Einstufung als Risikogebiet zu rechnen?

Die Bundesregierung hatte die wegen der Corona-Pandemie verhängte weltweite Reisewarnung für Touristen am Montag für 27 europäische Länder aufgehoben. Für mehr als 160 Staaten außerhalb der EU besteht sie zunächst bis zum 31. August weiter, kann aber für einzelne Länder auch vorher aufgehoben werden.

Für ein Risikogebiet (wie die Türkei) ist das aber unwahrscheinlich, weil die Kriterien denen ähneln, die bei der Reisewarnung angewendet werden. Ausschlaggebend für eine Einstufung als Risikogebiet ist wie bei der Reisewarnung die Zahl der Neuinfektionen. Sind es mehr als insgesamt 50 auf 100 000 Einwohner innerhalb einer Woche, gilt ein Land als Risikogebiet. Aber auch wenn die Infektionszahl niedriger liegt, kann ein Land zum Risikogebiet erklärt werden − zum Beispiel bei mangelnden Testkapazitäten oder unzureichenden Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie. „Ebenso wird berücksichtigt, wenn keine verlässlichen Informationen für bestimmte Staaten vorliegen“, heißt es auf der Internetseite des RKI.

  1. Muss ich in Quarantäne, wenn ich in die Türkei fliege?

Bei der Einreise in die Türkei besteht keine Quarantäne-Pflicht. Wärmebildkameras messen die Temperatur der Touristen. In vielen Hotelanlagen und öffentlichen Gebäuden wie Flughäfen gibt es strenge Verhaltensregeln. Außenminister Mevlüt Çavuşoğlu versicherte: „Von dem Moment an, in dem Sie ihre Reise starten, sind alle hygienischen Maßnahmen gegen das Coronavirus ergriffen, bis Sie zurückkehren.“ Dafür sei z.B. eigens ein Labor am neuen Istanbuler Flughafen eingerichtet worden.

  1. Wo kann ich in der Türkei überall Urlaub machen? Haben die Hotelanlagen schon geöffnet?

Seit dem 11. Juni dürfen deutsche Touristen wieder in die Türkei einreisen. Hotels im Land haben größtenteils geöffnet. Sie müssen nach Vorgaben der türkischen Regierung konkrete „Hygiene-Anweisungen” befolgen. So sind nicht nur an Flughäfen, sondern auch an den Hoteleingängen Wärmebildkameras vorgesehen. Zudem soll es keine Buffets mehr geben, sondern servierte Mahlzeiten. Zimmer müssen nach der Abreise von Gästen mindestens 24 Stunden frei bleiben, bevor sie erneut belegt werden dürfen. Dementsprechend werden die Kapazitäten der türkischen Hotels insgesamt schrumpfen. Auch Reisen innerhalb des Landes sind wieder möglich.

  1. Kann ich derzeit meine Verwandten in der Türkei besuchen? Gibt es derzeit Ausgangssperren?

Theoretisch steht dem erstmal nichts im Wege. Ist man einmal in der Türkei, kann man die dortigen Freiheiten im Rahmen der Pandemie-Regularien genießen. Diese sehen derzeit keine weiteren Beschränkungen im Kontakt zu Familienangehörigen vor, es sei denn, ein Ausbruch wird bekannt. Dann kann seitens türkischer Behörden eine Quarantäne angeordnet werden. Also, je nach aktueller Situation, kann auch der Besuch von Verwandtschaft in der Türkei eine Quarantäne mit sich bringen. Aber wenn alles normal bleibt und keine Infektionskette ausgelöst wird, ist der Besuch der Verwandtschaft unproblematisch. Dennoch sollte beachtet werden, dass viele Besuche unterschiedlicher Haushalte in kurzen Zeitabständen vermutlich eher dazu beitragen können, eine Infektionskette zu erzeugen, als ein gemäßigtes Besuchsverhalten. Social Distancing sollte zum Schutz aller auch im Urlaub nicht unbeachtet bleiben. Im April und Mai verhängte die türkische Regierung zudem regelmäßig Ausgangssperren übers Wochenende. Auch wenn ihre Zahl zurückgegangen ist, könnten in den nächsten Wochen wieder welche angeordnet werden. Es ist daher hilfreich, sich täglich zu informieren.

  1. Macht es einen Unterschied, ob ich in die Türkei fliege oder mit dem Auto einreise?

Nein, auch die Einreise über den Landweg ist möglich. Die Grenzen sind – mit wenigen Ausnahmen – geöffnet. Flugreisen sind ebenfalls wieder möglich. Die Fluglinien Turkish Airlines und Anadolu Air fliegen regelmäßig deutsche bzw. türkische Ziele an.

  1. Macht es einen Unterschied für den Türkei-Aufenthalt, ob ich türkischer, deutscher oder doppelter Staatsbürger bin?  

Eigentlich nicht. Denn wer in Deutschland lebt, der sollte mindestens über einen entsprechenden Aufenthaltstitel verfügen (ausgeschlossen sind Asyl-Antragsteller und geduldete Ausländer). Dieser gibt einer Person das Recht auf Aufenthalt, Niederlassung und weitere Rechte, die einen Ausschluss oder Diskriminierung verhindern. Doch im Fall eines unkontrollierten Ausbruchs, der eine Grenzschließung oder weitreichende Quarantäne-Maßnahmen in der Türkei zur Folge haben könnte, würden bei etwaigen Rückholaktionen des Auswärtigen Amtes deutsche Staatsbürger oder doppelte Staatsbürger möglicherweise priorisiert erfasst werden.

  1. Was geschieht, wenn ich mich in der Türkei mit dem Coronavirus infiziere oder dort positiv getestet werde? Wie sieht es mit dem Versicherungsschutz aus?

Bei einer Corona-Infektion in der Türkei werden Erkrankte sofort medizinisch behandelt. Sie kommen ins Krankenhaus und werden dort isoliert behandelt. Da die Türkei versicherungsrechtlich als Risikogebiet gilt, greift eine normale Auslandskrankenversicherung nicht. Im schlimmsten Fall müssen die Erkrankten also die Kosten der Behandlung selbst zahlen. Wer durch eine Infektion im Ausland für längere Zeit nicht arbeiten kann, muss damit rechnen, dass Arbeitgeber sogar Lohnzahlungen verweigern. Am Freitag erklärte der türkische Tourismusminister Mehmet Nuri Ersoy, dass die Türkei ab dem 1. Juli eine spezielle „Covid-19-Versicherung“ für Touristen anbieten werde. „Für den Einmal-Betrag von 15, 19 oder 23 Euro werden Behandlungskosten von 3000, 5000 bzw. 7000 Euro übernommen“, so Ersoy auf einer Pressekonferenz.

  1. Muss ich in Quarantäne, wenn ich wieder zurück in Deutschland bin? Gibt es Unterschiede zwischen einzelnen Bundesländern?

Da die Bundesregierung die Türkei zum Corona-Risikogebiet erklärte und die Behörden das Risiko für eine Corona-Infektion als hoch einstufen, gelten die Regeln für ein Risikogebiet. Das heißt: Einreisende aus der Türkei müssen damit rechnen, dass sie in Deutschland 14 Tage in häuslicher Quarantäne verbringen müssen. Bei der konkreten Umsetzung der Maßnahmen sind die Bundesländer zuständig. Genaue Regelungen dazu gibt es noch nicht. Durch sogenannte „Corona-Tests“ können Einreisende aus einem Risikogebiet nach Deutschland von der Quarantäneregelung ausgenommen werden. Das Robert-Koch Institut hat am Donnerstag bekanntgegeben, dass Corona-Tests in der Türkei anerkannt werden. Der Test darf höchstens 48 Stunden vor der Einreise in einem qualitätsgesicherten (akkreditierten) Labor (beispielsweise Akkreditierung nach ISO 15189, ISO/IEC 17025 oder Ernennung zum WHO- COVID-19-Referenzlabor) durchgeführt worden sein. Alternativ kann man sich auch nach der Einreise in Deutschland testen lassen.

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Wichtig: Da die Situation dynamisch ist und sich nahezu wöchentlich ändert, ist die obige Auflistung eine Momentaufnahme. Daher empfiehlt es sich, sich regelmäßig auf dem Laufenden zu halten, am besten über die offiziellen Kanäle der Gesundheitsbehörden in beiden Ländern. Auf DTJ-Online sind wir wie schon in den letzten Wochen bestrebt, unsere Leser in gleichmäßigen Abständen über die wichtigsten Entwicklungen zu informieren.

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