Geschichte
„Çanakkale geçilmez“ – Çanakkale ist unpassierbar
Am 18. März 1915 gelang es osmanischen Einheiten auf Gallipoli, einen Durchbruchsversuch der Entente-Mächte zur See zu stoppen. Die Schlacht von Çanakkale sollte zu einer wesentlichen Säule des türkischen Nationalbewusstseins werden. (Foto: zaman)
Der heutige 18. März wird von Türken im In- und Ausland, politischen Würdenträgern und Verbänden als „Tag der Gefallenen“ begangen. Das Land gedenkt dabei jener gefallenen Helden, die 1915 in den Wirren des Ersten Weltkriegs die Eroberung der Halbinsel Gallipoli durch die zu Wasser und zur See angreifenden Entente-Mächte verhindert und auch in einer prekären und eigentlich schon so gut wie verlorenen Situation ausgeharrt hatten. Von der Halbinsel aus wollten die Alliierten in weiterer Folge Istanbul erobern.
Die Entschlossenheit der 5. Osmanischen Armee unter dem deutschen General in Diensten der Armee des Osmanischen Reiches, Liman von Sanders, und der Verlust mehrerer Schiffe veranlasste den britischen Kriegsrat, alle Angriffe einstellen zu lassen – der für die Operation verantwortliche spätere Premierminister Winston Churchill musste als Marineminister zurücktreten, die Regierung Asquith abdanken.
Einer der entscheidenden Befehlshaber der Osmanischen Einheiten während der langen und blutigen Schlacht um die Halbinsel, die zu den opferreichsten des gesamten Ersten Weltkrieges gehörte, war Mustafa Kemal Paşa, der spätere Atatürk. Seine Entscheidung, die Halbinsel um jeden Preis zu halten, selbst als in Frage stand, ob der Munitionsnachschub der Einheiten diese noch rechtzeitig erreichen würde, gehörte zu den riskantesten Manövern der Militärgeschichte – und am Ende schaffte es die Landarmee gegen alle Chancen, einem vom Gegner zu Lande und zu Wasser forcierten Angriff dauerhaft stattzuhalten.
„Ich befehle Euch, zu sterben“
Die Schlacht um Gallipoli wurde auf diese Weise nicht nur zu einem der wesentlichsten Faktoren für das Wiedererstarken des türkischen Nationalbewusstseins nach Jahrzehnten des politischen Niedergangs des einst mächtigen Osmanischen Reiches. Mythen und Heldensagen ranken sich seither um die Ereignisse des 18. März 1915 und der Monate danach, bis am 21. August mit den erfolglosen Angriffen auf Hügel 60 und den Scimitar-Hügel der letzte Versuch der Alliierten, die Halbinsel zu erobern, endete.
Militärisch galt die Verteidigung als Himmelfahrtskommando. Seyit Ali Onbaşı soll Erzählungen zufolge mangels technischer Hilfsmittel mit den bloßen Händen ein 275-kg-Geschoss zur Kanone getragen haben, mittels dessen ein französisches Kriegsschiff versenkt werden konnte. Vor allem der damalige Offizier Mustafa Kemal wurde auf Grund seiner Rolle bei der Verteidigung der Dardanellen zur Legende, die seinen späteren Ruhm und den bis heute ungebrochenen hohen Grad seiner Verehrung als Gründer der türkischen Republik entscheidend mitbestimmte. Aus jenen Tagen ist sein Ausspruch überliefert: „Ich befehle Euch, zu sterben“ – gerichtet an die Verteidiger, die ausharren sollten, bis die Entlastungskräfte und der Munitionsnachschub eintreffen.
In den mehrere Monate andauernden Kämpfen und zahlreichen Schlachten kamen Hunderttausende Soldaten beider Seiten ums Leben. Auch deutsche U-Boote beteiligten sich an den Kämpfen. Mitte November begannen die Streitkräfte der Alliierten damit, ihre Soldaten zu evakuieren, da keine wichtigen strategischen Punkte im Kampfgebiet erobert werden konnten. Die letzten britischen Einheiten verließen Gallipoli am 9. Januar 1916.
Çanakkale wird Stoff für Hollywood-Produktion
Auf dem Gedenkstein, der zu Ehren der Verteidiger auf der Halbinsel errichtet wurde, sind heute noch die Worte aus der Grabrede Atatürks anlässlich des Gedenktages der Toten dieser Schlacht zu lesen:
„Diese Helden, die ihr Blut vergossen und ihr Leben ließen… nun liegt ihr in dem Boden eines freundlichen Landes. Darum ruhet in Frieden. Da gibt es keinen Unterschied zwischen den Johnnies und den Mehmets, dort wo sie Seite an Seite in diesem unserem Lande liegen… Ihr, die Mütter, die ihre Söhne aus weit entlegenen Ländern schickten, wischt weg eure Tränen. Eure Söhne liegen nun an unserer Brust und sind in Frieden. Ihr Leben in diesem Land verloren zu haben, machte sie genauso zu unseren Söhnen.“
Neben mehreren patriotischen Filmen aus türkischer Produktion arbeitet auch der australische Hollywood-Schauspieler und Produzent Russell Crowe an einem Film über Çanakkale.
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