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Panorama

Nicht nur türkische Hoteliers können deutsche Reisewarnung nicht verstehen

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Die türkische Tourismusbranche hatte nach Abklingen der Corona-Pandemie auf Urlauber aus Deutschland gehofft. Doch für die Türkei gilt weiterhin eine Reisewarnung. Unter türkischen Hoteliers überwiegt der Unmut – die Hoffnung bleibt.

160 Länder betrifft die neuerliche Reisewarnung der Bundesregierung. Unter ihnen ist auch die Türkei. Türkische Hoteliers trifft die Maßnahme hart, hatte die krisengebeutelte Tourismusindustrie doch auf zahlreiche Urlauber aus Deutschland gehofft. Das Ausbleiben der zahlungskräftigen Gäste geht für zehntausende Selbstständige und Angestellte in der türkischen Tourismusbranche mit Existenzängsten einher.

Erkan Yağcı, Chef des Mittelmeer Hotelier und Touristikverbandes (Aktob), reagierte enttäuscht. Seiner Meinung nach müsste die Türkei „unter den ersten Ländern“ sein, für die die Reisewarnung aufgehoben werde. Schließlich habe sein Heimatland „Pionierarbeit“ geleistet und zahlreiche Vorsichtsmaßnahmen gegen die Verbreitung des Coronavirus getroffen.

Sicherheitsabstände und TÜV-Siegel

Die Bundesregierung nannte die Türkei zwar nicht als Negativbeispiel, dennoch fühlt sich die neue Reisewarnung für viele türkische Hoteliers wie ein Schlag ins Gesicht an. Denn einige türkische Hotels wurden sogar vom deutschen TÜV auf ihre Hygienemaßnahmen geprüft. Manche Anlagen, wie das Akra-Hotel in Antalya, wurden eigens dafür umgebaut. In vielen Hotelanlagen müssen strenge Auflagen wie Sicherheitsabstände an Bars und Rezeption eingehalten werden. Wärmekameras messen die Temperatur der Gäste. Distanzregeln gibt es auch im Pool, in den Aufzügen, beim Essen und am Strand.

Berlin begründete den Schritt indes damit, dass in Ländern außerhalb der EU Reisebeschränkungen und Quarantänevorschriften „ohne jede Vorankündigung und mit sofortiger Wirkung“ wieder eingeführt werden könnten. Wegen solcher plötzlicher Maßnahmen waren im März 2020 Zehntausende deutsche Touristen im Ausland gestrandet. 240.000 wurden in einer kostspieligen Aktion vom Auswärtigen Amt zurück nach Deutschland gebracht. Das möchte die Bundesregierung unbedingt vermeiden.

Auch Deutscher Reiseverband kritisiert Reisewarnung

Der deutsche Reiseverband DRV kritisierte die Entscheidung als nicht „verhältnismäßig“, weil sie 160 Staaten über einen Kamm schere. „Die Pandemie klingt in sehr vielen Ländern der Welt ab“, sagte DRV-Präsident Norbert Fiebig. Er forderte schnellstmöglich differenzierte Reisehinweise. Auch Branchenprimus Tui hätte etwas mehr Mut sinnvoll gefunden, „um auch Reisen in ausgewählte Länder wie die Türkei zu ermöglichen, die haben sich schließlich auch sehr gut vorbereitet“, sagt Geschäftsführer Ralph Schiller. Sein Kollege von DER Touristik Ingo Burmester zeigte sich indes zuversichtlich, „dass einige Reiseziele, darunter die Türkei, bereits zeitnah Urlauber sicher empfangen können.“

Sein Optimismus ist nicht ganz unbegründet. Hinter den Kulissen tauschen sich dem ZDF zufolge türkische und deutsche Minister regelmäßig zu den Corona-Maßnahmen vor Ort aus. Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) nährte die Hoffnungen und betonte, die Reisewarnung sei nicht dauerhaft (DTJ-Online berichtete).

Ab Anfang Juli könnte die Reisewarnung für die Türkei aufgehoben werden. Zehntausende Deutsch-Türken hoffen darauf. Die Fluglinien Turkish Airlines und Anadolu Air stehen bereits in den Startlöchern. Sie haben mittlerweile damit begonnen, regelmäßig Ziele in Deutschland anzubieten.

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