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Menschenrechte

Türkischer Ex-Polizist stirbt qualvoll in seiner Zelle

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Mustafa Kabakçıoğlu hat es nicht mehr ausgehalten. Er ist nach vier Jahren Haft und zahlreichen Erkrankungen auf einem Kunststoffstuhl liegengeblieben. In der Türkei ist das längst kein Einzelschicksal mehr.

Es beginnt am 29. August 2020 gerade erst zu dämmern. Die Gefängniswärter öffnen die Tür der Zelle D-2 im Gefängnis von Gümüşhane, einer Stadt im Nordosten der Türkei. Ihnen bietet sich ein Bild des Grauens. Mustafa Kabakçıoğlu, Ex-Kommissar, sitzt hier seit 2016 ein. Als er damals eingeliefert wird, wiegt er noch um die 90 Kilogramm. An diesem Abend im August beträgt sein Körpergewicht nur noch rund die Hälfte. Er sitzt inmitten der Zelle auf einem weißen Stapelstuhl. Sein Kopf ist nach hinten gekippt, seine Zehennägel schwarzblau gefärbt. In diesem Zustand wird er aufgefunden und für Dokumentationszwecke abgelichtet. Diese schrecklichen Bilder wurden jetzt dem Exil-Medium Bold News zugespielt.

Viele Fragen offen

Laut dem Arzt, der die Autopsie durchführte, starb der Mann zwischen zwei und drei Uhr nachts. Ob er den Notfallknopf drückte, ist unklar. Was genau in dieser Nacht geschah, weiß niemand. Der Ex-Polizist sei neun Tagen zuvor in Quarantäne gesteckt worden, weil er gehustet habe. Die Familie begegnet dem Geschehen mit Skepsis. Kabakçıoğlu sei schon seit seiner Kindheit chronisch an Asthma erkrankt. Zudem wurde 2017, also während seiner Haft, Diabetes diagnostiziert. Auf den Fotos ist auch der mitleiderregende Zustand erkennbar. Er schlief auf einer Matratze auf dem Boden. Die letzte Mahlzeit steht unberührt auf einem Mülleimer.

50 Tote nach Krankheit

Sein Schicksal ist jedoch keine Ausnahme mehr. Erst vor kurzem meldete die türkische Menschenrechtsorganisation (IHD) 20 Tote in den ersten neun Monaten des Jahres. Letztes Jahr starben 50 Menschen krankheitsbedingt in türkischen Zellen. Nuray Çevirmen, Mitglied Vorstands des IHD, wies darauf hin, dass sich eine große Anzahl kranker Häftlinge im Gefängnis befinde. Die Gesundheit der Gefangenen sei aufgrund der Coronavirus-Panddemie noch gefährdeter als sonst.

„Politische Gefangene werden dem Tod überlassen“

Trotz aller Aufrufe blieben die türkischen Behörden untätig, so Çevirmen. Im Rahmen des neuen Pandemie-Gesetzes seien Möglichkeiten geschaffen worden, um zwischen politischen Gefangenen und anderen Häftlingen zu unterscheiden. Politische Gefangene werden Çevirmen zufolge dem Tod überlassen. Heftiger Protest kommt auch von Seiten der Ärztevereinigung TTB. „Wenn der Schutz nicht gewährleistet werden kann, müssen die Häftlinge während dieser Pandemie sofort freigelassen werden“, fordert Selma Güngör von der TTB.

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