Türkisches Elektroauto Togg startet in Deutschland – 15 Bestellungen in ersten zehn Minuten

Der türkische Elektroautohersteller Togg hat den Verkauf seiner Fahrzeuge in Deutschland gestartet. Nur wenige Minuten nach der Freischaltung der Bestellungen über die firmeneigene App „Trumore“ wurden bereits die ersten Fahrzeuge geordert.
Das türkische E-Auto kommt nach Deutschland. Seit dem 29. September können Interessierte auch von hier aus die Togg-Modelle T10X und T10F bestellen. Benutzen müssen sie dafür die unternehmenseigene Plattform Trumore. Für den deutschen Markt gibt es vorerst ein begrenztes Kontingent von 1.000 Fahrzeugen, 600 davon sollen noch im laufenden Jahr ausgeliefert werden.
Günstig ist das Unterfangen nicht. Die Einstiegspreise beginnen bei 41.200 Euro. Eine Bestellung ist mit einer Anzahlung von 1.000 Euro verbunden, die im Fall einer Stornierung zurückerstattet wird. Vorstandschef Gürcan Karakaş ist mit dem Deutschlandstart von Togg fürs Erste zufrieden. Schon in den ersten zehn Minuten des Verkaufs seien 15 Bestellungen eingegangen.
Togg vor großen Herausforderungen – durch Weltmarkt und schwieriges Umfeld zu Hause
Der digitale Bestellweg über eine App soll der Standardweg des Verkaufs des türkischen E-Autos in Deutschland sein. Nicht zuletzt die türkische Diaspora macht das Land zu einem vielversprechenden Markt. Zur Erreichung von Skaleneffekten und Ertrag muss Togg über den türkischen Markt hinaus und auf globaler Ebene wachsen. Immerhin schläft die Konkurrenz nicht – und neben Tesla haben sich auch chinesische Billiganbieter in der Türkei eingerichtet.
Um sich im Ausland zu etablieren, muss Togg jedoch auch eine Infrastruktur schaffen, nicht zuletzt für Wartung, Service und Betrieb. In der Türkei ist die Autoindustrie die bedeutendste Exportbranche: Von etwa 1,4 Millionen Fahrzeugen Produktionsvolumen pro Jahr sind mittlerweile drei Viertel für den Export bestimmt.
Dies ist auch angesichts der prekären wirtschaftlichen Lage in der Türkei dringend erforderlich. Die Inflation lag zuletzt bei mehr als 33 Prozent und stieg wieder, der Leitzins von derzeit etwa 40,5 Prozent erschwert Finanzierungen. Auch schmälern die Realrenditen der Lira die Gewinne. Die Lohnkosten steigen, die Zinsen erschweren die Kreditaufnahme und Investoren zieht es eher ins Ausland.
Steuerlast macht Kauf in der Türkei teurer als in Deutschland
Um der chinesischen Konkurrenz nicht völlig freien Raum zu bieten, hat die Führung in Ankara eine Einfuhrsteuer von 30 Prozent oder mindestens 8.500 US-Dollar verhängt. Zwar hat Togg in der Türkei bislang 30.000 Autos verkauft, liegt damit aber auf Platz 2 hinter Tesla. Die „spezielle Verbrauchsteuer“ und die Mehrwertsteuer in der Türkei verteuern den Erwerb durch Kunden im eigenen Land.
So soll es Medienberichten zufolge auf den Herstellerpreis einen Aufschlag zwischen 50 und 284 Prozent geben. Damit ist der Kauf eines Togg-Modells in Deutschland oft günstiger als in der Türkei selbst. Ab 2028 will der Konzern eine günstigere Variante auf den Markt bringen. Mit einer Senkung der Steuern durch die Regierung ist nicht zu rechnen – sie ist auf die Einnahmequelle angewiesen. Der Erfolg von Togg hängt stark von den politischen Rahmenbedingungen ab. Dazu gehören auch Steuern, Importzölle und Subventionen.
Togg steht für Türkiye’nin Otomobili Girişim Grubu („Automobil-Initiativegruppe der Türkei“). Das Unternehmen ist ein Konsortium unter nationaler Führung, das am 25. Juni 2018 gegründet wurde. Namhafte – und regierungsnahe – türkische Konzerne aus allen Bereichen halten die Hauptanteile. Dazu gehören die Anadolu Group, BMC, Turkcell und die Zorlu Holding. Der Dachverband Union der Kammern und Warenbörsen der Türkei (TOBB) ist ebenfalls beteiligt. Die Kök Group soll ihre Beteiligung zurückgezogen haben.
Analysten: Togg muss jährlichen Absatz von 200.000 E-Autos anstreben
Gürcan Karakaş fungiert als CEO, weitere Führungskräfte sind für operative Aufgaben zuständig. Für die Batterieproduktion hat der Konzern ein Joint Venture namens Siro mit dem chinesischen Batterieunternehmen Farasis Energy gegründet. Der Hauptsitz von Togg ist Gebze in der Provinz Kocaeli. Die 2022 gegründete Großproduktion erfolgt in einer Fabrik in Gemlik, Provinz Bursa – gleich nebenan befindet sich die Siro-Batterieproduktion.
Von der Institution Euro NCAP gab es bei einem jüngst abgehaltenen Test mit fünf Sternen jedenfalls schon einmal ein Vertrauenssignal in Richtung Sicherheit und Wettbewerbsfähigkeit. Analysten schätzen, Togg müsse jährliche Verkaufszahlen von rund 200.000 Fahrzeugen erreichen, um profitabel zu sein. Mit dem Schritt nach Deutschland könnte zumindest ein erster Schritt gesetzt sein.