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Mittelmeer-Idylle unter Druck: Kreuzfahrtboom bringt türkische Häfen an ihre Grenzen

  • November 27, 2025
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Mittelmeer-Idylle unter Druck: Kreuzfahrtboom bringt türkische Häfen an ihre Grenzen

Die türkische Mittelmeerküste erlebt in diesem Jahr einen nie dagewesenen Andrang durch Kreuzfahrttouristen. Bereits in den ersten zehn Monaten 2025 erreichte die Zahl der Passagiere, die mit Kreuzfahrtschiffen türkische Häfen anliefen, die Marke von über zwei Millionen – mehr als je zuvor.

Die Zahl der Kreuzfahrttouristen liegt in der Türkei 2025 deutlich über dem ursprünglich erwarteten Jahreswert. Parallel dazu legten auch die Schiffsanläufe kräftig zu: Rund 1.280 Kreuzfahrtschiffe machten seit Jahresbeginn in der Türkei fest, ein Zuwachs von fast 15 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Besonders stark betroffen ist der Urlaubsort Kuşadası, der sich erneut als wichtigster Anlaufpunkt des Landes erweist. Mit 582 Anläufen und knapp einer Million Passagiere gilt der Hafen als Spitzenreiter – und als völlig überlastet. Zwischen April und Oktober platzt Kuşadası nach Angaben von Tourismusexperten aus allen Nähten.

Reiseverhalten im Wandel

Im Oktober erreichten allein über 138.000 Kreuzfahrtgäste die Stadt. Strände und Innenstadt gelten in diesen Monaten als chronisch überfüllt, doch die Auslastung der Hotels lag im Spätsommer und Herbst trotzdem bei „nur“ 80 Prozent. Die Diskrepanz zeigt, wie stark die Tagesgäste aus dem Kreuzfahrtsektor das Stadtbild prägen.

Trotz der Belastungen bleibt die Türkei eines der beliebtesten Reiseziele für deutsche Urlauber. Von Januar bis September 2025 kamen über fünf Millionen Gäste aus Deutschland, ein leichtes Plus gegenüber dem Vorjahr. Nur aus Russland reisten noch mehr Menschen ein. Gleichzeitig beobachten Touristiker allerdings veränderte Trends: Extreme Sommertemperaturen und zunehmende Waldbrände verstärken das Interesse an kühleren Urlaubszielen.

Suche nach Alternativen zum Massentourismus

Die sommerliche Hitzebelastung in der Türkei ist erheblich. In diesem Jahr wurden Rekordtemperaturen von 50,5 Grad gemessen. In manchen Regionen mussten zeitweise Wassersperren verhängt werden, während landesweit mehr als 2.000 Waldbrände registriert wurden.

Vor diesem Hintergrund wächst der Druck auf bekannte Ferienorte. Der Massentourismus führt vielerorts zu Überfüllung, steigenden Preisen und Konflikten um Ressourcen. Reiseanbieter und -portale verzeichnen daher eine verstärkte Nachfrage nach weniger überlaufenen Zielen.

Overtourism in der Türkei

Empfehlungslisten, Geheimtipps und spezielle Overtourism-Indizes gewinnen an Bedeutung, weil sie Reisenden helfen, neue und ruhigere Orte zu entdecken. Die Entwicklung zeigt: Die Türkei bleibt zwar touristisch attraktiv, doch der Boom – insbesondere im Kreuzfahrtsektor – bringt selbst robuste Urlaubsregionen zunehmend an ihre Belastungsgrenzen.

Die kommende Saison dürfte entscheiden, ob sich der Trend fortsetzt oder ob neue Strategien notwendig werden, um die Balance zwischen wirtschaftlichem Erfolg und nachhaltigem Tourismus zu wahren.

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Stefan Kreitewolf