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Gesellschaft

„Salaam-Schalom“: Eine Friedensinitiative aus Berlin-Neukölln

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Berlin-Neukölln hatte den Ruf als „No-Go-Area“ für Juden. Die Initiative „Salaam-Schalom“ will das Gegenteil beweisen und setzt sich für ein Miteinander der Kulturen ein. Das beeindruckt sogar den Bundespräsidenten. (Foto: dpa)

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Blickt man nach Gaza, scheinen die Gräben zwischen Juden und Muslimen in diesen Tagen unüberwindbar zu sein. Doch in der Karl-Marx-Straße in Berlin-Neukölln reichen sie sich einfach die Hand: Armin Langer, ein junger Rabbiner-Student, und Ender Cetin, Vorstand der großen türkischen Sehitlik-Moschee. In Neukölln, diesem Schmelztiegel der Kulturen, funktioniert die Völkerverständigung oft doch. „Das ist hier Alltag und normal“, sagen beide. Dabei gab es vor wenigen Jahren noch die Warnung, der Stadtteil sei für Juden lebensgefahrlich.

Langer, der fromme Jude, und Cetin, der gläubige Muslim, engagieren sich in der Initiative „Salaam-Schalom“ – der Name setzt sich aus dem arabischen und dem hebräischen Wort für Frieden zusammen. Die Gruppe wurde 2013 von Neuköllner Juden, Muslimen und Christen gegründet und setzt sich für ein friedliches Miteinander der Religionen und Kulturen in der Hauptstadt ein. Die Resonanz in Politik und Medien ist groß. Am Freitagnachmittag empfängt Bundespräsident Joachim Gauck die Initiative im Schloss Bellevue.

Dass das Interesse an „Salaam-Schalom“ gerade so groß ist, liegt am Ausbruch des aktuellen Krieg im Gazastreifen, wo die israelische Armee mit unerbittlicher Härte gegen vermeintliche Stellungen der Hamas vorgeht. Aber es gibt auch Orte auf der Welt, wo Juden und Muslime friedlich miteinander leben. „Das wollen wir zeigen“, sagt der Muslim Ender Cetin, der in Berlin geboren wurde.

 Neukölln wird zur  No-Go-Area für Rassismus

Projekte der Initiative sind etwa ein „Handbuch für Neueinwanderer“ mit praktischen Tipps für Migranten in verschiedenen Sprachen. Mit einer Plakatkampagne wollen sie gegen verbreitete antimuslimische Vorurteile kämpfen.

Der Muslim Ender Cetin (l-r), der Jude Armin Langer und der Muslim Thaer El Jomaa unterhalten sich am 31.07.2014 im Berliner Bezirk Neukölln, zu Beginn eines Flashmobs gegen antisemitische Hetze. Muslime, Juden und Christen fassen sich an die Hand und bilden vor dem Rathaus Neukölln eine Menschenkette. Zu der Aktion hatte die Initiative Salaam-Schalom aufgerufen. (dpa)

Ausgangspunkt für die Gründung der Gruppe war ein Angriff auf den Berliner Rabbiner Daniel Alter, der 2012 auf der Straße brutal zusammengeschlagen wurde. Alter bezeichnete danach Neukölln und andere Berliner Stadtteile mit hohem Migrantenanteil als „No-Go-Area“ für Juden. Solche Stigmatisierungen führten zu Spannungen und Misstrauen, kritisiert die „Salaam-Schalom“-Initiative. Neukölln sei vielmehr eine No-Go-Area für Rassismus und Fremdenfeindlichkeit.

Um das zu beweisen, hatte „Salaam-Schalom“ zum Abschluss des islamischen Fastenmonats Ramadan zu einer großen Menschenkette in der Karl-Marx-Straße aufgerufen. Neben Armin Langer und Ender Cetin waren es einige Dutzend Juden, Muslime und Christen, die sich am Donnerstagabend demonstrativ an den Händen fassten. „Wir sind keine Feinde“ lautete das Motto.

Dazu lief laute orientalische Musik. Lammfleisch wurde gegrillt, dicke Rauchschwaden hüllten die Karl-Marx-Straße ein. Hauptsächlich waren türkische und arabische Familien gekommen. Aber auch Juden, Christen und Atheisten mischen sich in die Menge. Vorsorglich war auch eine Hundertschaft der Polizei angerückt. Aber es bleibt friedlich. Im Alltag funktioniere das Miteinander der Menschen viel besser, sagt Langer. (dpa/dtj)