Panorama
Deutsche MLKP-Kämpferin in Syrien getötet
Aus Duisburg in den Bürgerkrieg: Vor sechs Monaten schloss sich die 19-jährige Abiturientin Ivana Hoffmann der marxistischen MLKP in Syrien an. Mittlerweile ist die junge Frau bei Kämpfen getötet worden. Sie ist nicht die erste MLKP-Kämpferin aus Duisburg.
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Bei Kämpfen gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) ist im Nordosten Syriens laut Aktivisten eine Deutsche getötet worden. Die junge Frau sei nordwestlich der Stadt Al-Hassaka ums Leben gekommen, erklärte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Montag. Laut der kurdischen Nachrichtenagentur ANF starb sie bereits am Samstagmorgen in der Nähe des Ortes Tell Tamr.
Bei der getöteten deutschen Kämpferin handele es sich um die 19-jährige Ivana Hoffmann. Zunächst war ihr Alter mit 20 Jahren angegeben worden. Den Informationen der „Taz“ zufolge wurde die Abiturientin in Emmrich am Rhein geboren und wuchs in Duisburg auf. Die Abiturientin sei bereits vor 6 Monaten nach Syrien gereist, um sich dort der türkischen Gruppierung Marxistisch-Leninistische Kommunistische Partei (türk. Marksist Leninist Komünist Parti, MLKP) anzuschließen.
Am Donnerstag berichtete ANF, dass der Leichnam der jungen Frau am Mittwoch über den Grenzübergang Nusaybin-Qamishli in die Türkei transportiert worden wäre, wo die Familie der Frau ihn gemeinsam mit kurdischen Politikern in empfang nahm. Auf ANF-Bildern war zu sehen, wie kurdische Frauen einen in die MLKP-Fahne gewickelten Sarg trugen und eine Zeremonie zu Ehren der Kämpferin abgehalten wurde. Der Leichnam Hoffman’s soll dem Bericht zufolge in die türkische Stadt Diyarbakır gebracht werden, wo eine Autopsie vorgenommen wird. Anschließend soll der Leichnam nach Deutschland überführt werden.
Die Gruppe wird in der Türkei als Terrororganisation eingestuft. In Syrien und in der irakischen Region Shingal/Sinjar kämpft sie an der Seite der Kurden-Miliz der Volksverteidigungseinheiten (Yekîneyên Parastina Gel, YPG) gegen den IS. ANF zufolge trug Hoffmann seit ihrem Anschluss bei der MLKP den Kampfnamen Avaşin Tekoşin Güneş. Auch ein im Internet verbreitetes Video soll die Frau zeigen. Darin sagt sie, sie sei nach Nordsyrien gekommen, „weil man hier für die Menschlichkeit kämpft“.
Nicht die erste getötete MLKP-Kämpferin aus Duisburg
Die „Taz“ berichtete, Hoffmann sei in Duisburg in der Gruppe „Young Struggle“ aktiv gewesen, die im Ruf stehe, der MLKP nahezustehen. Im Oktober war bereits der ebenfalls aus Duisburg stammende 30-jährige Suphi Nejat Ağırnaslı bei der Schlacht um Kobane getötet worden.
Um Tell Tamr, wo Hoffmann offenbar getötet wurde, waren vergangene Woche schwere Kämpfe ausgebrochen, nachdem IS-Truppen mehrere von christlichen Assyrern bewohnte Ortschaften am dortigen Khabur-Fluss überfallen hatten.
Mehrere Ausländer haben sich dem Kampf kurdischer Einheiten gegen den IS in Syrien und im Irak angeschlossen. Die meisten dieser Freiwilligen sind ehemalige Militärs, die sich in eigens aufgestellten Gruppen wie etwa der „1st North American Expeditionary Force“ oder den „Lions of Rojava“ organisiert haben. Insgesamt sollen sich Medienberichten zufolge bis zu 100 Personen aus dem Westen kurdischen Milizen angeschlossen haben. Im Irak sind jüngst mehrere aus dem Westen stammende Freiwillige von der kurdischen YPG zu assyrischen Milizen wie etwa er Dwekh Nawsha übergewechselt.
Freiwillige aus dem Westen in Syrien und dem Irak
Zwei dieser Freiwilligen wurden in den vergangenen zwei Wochen im Nordosten Syriens bei Kämpfen mit dem IS getötet: Der Brite Konstandinos Erik Scurfield, ehemaliger Royal Marine mit dem nom de guerre „Kemal“ und der Australier Ashley Johnston, ehemaliger Reservist der australischen Streitkräfte mit dem nom de guerre „Bagok Serhed“.
Gegenüber der „Taz“ sprach das Bundesamt für Verfassungsschutz von einer „zweistelligen Zahl“ von Personen aus Deutschland, die in den Reihen der syrisch-kurdischen YPG, der türkisch-kurdischen PKK oder ihrer Verbündeten kämpfen. Die meisten dieser Personen hätten einen familiären Bezug zur Region haben. Für die nun getötete MLKP-Kämpferin Hoffmann gilt dies jedoch nicht. Sie entschied sich allem Anschein nach aus ideologischen Beweggründen dafür, in den Krieg in Syrien zu ziehen.