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Boykott gegen VW & Co.: Warum deutsche Autobauer ins Visier der türkischen Opposition geraten

  • April 10, 2025
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Boykott gegen VW & Co.: Warum deutsche Autobauer ins Visier der türkischen Opposition geraten

Wegen ihrer Verbindungen zu einem regierungsnahen Medienkonzern ruft die türkische Opposition zum Boykott von Volkswagen, Audi und Skoda auf. Der Fall zeigt, wie sehr Wirtschaft und Politik in der Türkei miteinander verflochten sind – und bringt internationale Konzerne in Erklärungsnot.

Inmitten andauernder Proteste gegen die Verhaftung und Absetzung des Istanbuler Bürgermeisters Ekrem İmamoğlu (CHP) ruft die größte Oppositionspartei des Landes seit rund zwei Wochen zum Boykott mehrerer Unternehmen auf – dazu zählen auch deutsche Konzerne, wie die Autobauer Volkswagen und Audi.

Kochshows statt Protestberichterstattung bei NTV

Der Grund: ihre türkischen Vertriebspartner, der einflussreiche Doğuş-Konzern. Zu seinem Portfolio gehört auch der regierungstreue Rundfunksender NTV. Dort wird Staatsfernsehen gemacht. Während der landesweiten Proteste laufen bei NTV Erdoğan-Sondersendungen oder Kochshows. Ein Affront gegen die Opposition, die zuletzt mehr als zwei Millionen Menschen mobilisieren konnte.

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CHP-Chef Özgür Özel kündigte deswegen an, VW-Fahrzeuge aus den Fuhrparks seiner Partei zu verbannen. Außerdem wolle er einen offenen Brief an den Konzern schreiben. Seine Forderung: Volkswagen solle die Zusammenarbeit mit Doğuş beenden.

Volkswagen hält sich öffentlich zurück

Der Konzern hält sich selbst sich mit konkreten Aussagen zurück. Aus Wolfsburg hieß es lediglich: Man beobachte die Lage „genau“. Der Autobauer betonte indes die Bedeutung rechtsstaatlicher Verhältnisse für wirtschaftliche Stabilität. Eine direkte Konsequenz für die Partnerschaft mit Doğuş wurde nicht genannt.

Der Fall zeigt, wie eng Wirtschaft, Medien und politische Macht in der Türkei miteinander verwoben sind. So wird es für internationale Konzerne zunehmend heikel, in einem politisch derart polarisierten Umfeld neutral zu bleiben – besonders, wenn der eigene Vertriebspartner mitten im Sturm steht.

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Stefan Kreitewolf