Geschichte

Ein König kehrt zurück: Verborgene Grabkammer in der Osttürkei entdeckt

  • Dezember 7, 2025
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Ein König kehrt zurück: Verborgene Grabkammer in der Osttürkei entdeckt

Ein archäologischer Durchbruch sorgt in der Osttürkei für Aufsehen: Forschende haben unter einer jahrhundertealten Kirche eine verborgene Grabkammer entdeckt – und damit womöglich die letzte Ruhestätte des legendären Herrschers Ashot I. gefunden. Der Fund könnte ein zentrales Kapitel der georgischen Geschichte neu definieren.

In der abgeschiedenen Festung Gevhernik im nordosttürkischen Ardanuç machte ein Archäologenteam jüngst einen Fund, der das Verständnis der mittelalterlichen Geschichte des Kaukasus neu ordnen könnte. Bei laufenden Ausgrabungen wurde unter dem Altarraum einer byzantinischen Kirche eine unterirdische Kammer freigelegt.

Nach Einschätzung der Forschenden stellt sie – mit hoher Wahrscheinlichkeit – die Grabstätte des georgischen Herrschers Ashot I. dar. Die Chroniken des Mittelalters erwähnten seine Bestattung an dieser Stelle, doch ein archäologischer Nachweis stand bislang aus.

Eine Festung mit Geschichte

Die Arbeiten in Gevhernik laufen seit 2021 unter der Leitung eines Forschungsteams der Yüzüncü-Yıl-Universität in Van, unterstützt vom türkischen Kultur- und Tourismusministerium. Die Festung, deren Ursprünge bis ins 5. Jahrhundert n. Chr. reichen, erlangte im 9. Jahrhundert besondere Bedeutung.

König Ashot I., auch bekannt als Ashot der Große, ließ die Anlage damals erweitern und zu einem administrativen Zentrum ausbauen. Die Region entwickelte sich in seiner Zeit zu einem Kerngebiet des mittelalterlichen georgischen Staates Tao-Klarjeti. Historische Quellen weisen darauf hin, dass innerhalb der Festung eine bedeutende Geistlichkeit wirkte und sich adelige Familien niederließen.

Die Entdeckung unter der Apsis

Ein Schwerpunkt der Untersuchungen lag auf der Petrus-und-Paulus-Kirche, die einst als zentraler religiöser Ort der Festung diente. Unter der Apsis stießen die Wissenschaftler auf eine gewölbte Kammer von rund zwei Metern Länge und 1,80 Metern Breite.

Obwohl keine menschlichen Überreste vorgefunden wurden, sprechen Konstruktion, Lage und historische Einordnung dafür, dass die Kammer ursprünglich als Königsgrab angelegt wurde. Für die Archäologie wäre dies ein außergewöhnlicher Befund: Die lange nur überlieferten Angaben zu Ashots Bestattung erhielten damit erstmals einen Ankerpunkt.

Spuren einer florierenden Gemeinschaft

Die Grabkammer ist eingebettet in ein viel größeres Ensemble archäologischer Hinweise. Bei den jüngsten Arbeiten kamen unter anderem byzantinische Münzen aus dem frühen 11. Jahrhundert, Keramikscherben, Stein- und Metallkugeln sowie die Überreste einer groß angelegten Suppenküche zutage.

Zudem wurde ein ausgedehntes System von Zisternen freigelegt, das eine ausgeklügelte Versorgung mit Wasser vermuten lässt. Diese Funde verdichten das Bild einer lebendigen, bevölkerungsreichen Siedlung, in der religiöse und administrative Funktionen zusammenspielten.

Der außergewöhnliche Fund rückt Gevhernik zunehmend in den Fokus internationaler Forschung. Überdies entwickelt die Region das Potenzial, sich langfristig zu einem bedeutenden Kultur- und Tourismuszentrum zu wandeln. Indes ist jedoch Geduld gefragt. Die Ausgrabungen sollen nun fortgeführt werden, bevor die Stätte umfassend erschlossen werden kann.

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Stefan Kreitewolf