Wirtschaft
Erdoğan lässt sich nicht beirren: „Der Leitzins wird weiter sinken“

Trotz des jüngsten Absturzes der türkischen Lira hat Präsident Recep Tayyip Erdoğan weitere Zinssenkungen angekündigt.
„Der Leitzins wird sinken. Wir werden nicht zulassen, dass hohe Zinsen unser Volk und unsere Bauern zermürben“, sagte der türkische Präsident am Freitag. Nach ähnlichen Aussagen zu Beginn der Woche war die Landeswährung zum US-Dollar und zum Euro erneut auf Rekordtiefstände gesunken. Die Lira hat allein in diesem Jahr 40 Prozent ihres Wertes eingebucht.
Die einsame Krise der Türkischen #Lira. Mexiko und Russland zeigen Erdogan wie es geht, Zinsen anheben statt ausrasten. Alternative Fakten tun weh. pic.twitter.com/FVQ3GlnO2Z
— baki irmak (@baki_irmakM) November 24, 2021
Die türkische Zentralbank hatte die Leitzinsen auf zuletzt 15 Prozent gesenkt – entgegen der gängigen Praxis, einer hohen Inflation mit einer Anhebung des Leitzinses zu begegnen. Erdoğan ist hingegen der Ansicht, dass hohe Zinsen eine hohe Inflation verursachen. Kritiker monieren zudem, der Staatspräsident nehme Einfluss auf die Notenbank. Er hat die Führung in jüngerer Vergangenheit bereits mehrmals ausgetauscht.
Menschen protestieren, Polizei greift ein
Als Reaktion auf die Lira-Krise, die in den Augen Erdoğans von „äußeren Mächten“ gesteuert werde, sind in der Türkei hunderte Menschen in mehreren Städten auf die Straße gegangen. In Istanbul seien in dem Zusammenhang 68 Menschen festgenommen worden, sagte Anwältin Yağmur Kavak von der Anwaltsvereinigung CHD am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur. Fast alle seien wieder freigelassen worden, gegen sie werde aber ermittelt.
Verschiedene Organisationen hatten unter Mottos wie etwa „Böyle Gitmez“ (Deutsch: So geht es nicht weiter) zu Protesten aufgerufen. In den sozialen Medien wurden Videos mit teilweise brutalen Szenen von Festnahmen verbreitet.
dpa/dtj