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Wirtschaft

Inflation in der Türkei schwächt sich weiter ab – Lira verliert an Wert

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30.05.2023, Istanbul: Zwei Frauen gehen an einem Mann vorbei, der am Bosporus angelt. Foto: Khalil Hamra/AP/dpa
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Die Inflation in der Türkei sinkt im Mai weiter, doch die Opposition zweifelt die offiziellen Zahlen an. Die schwache Lira und die lockere Geldpolitik sind weiterhin Hauptgründe für die hohe Teuerung. Experten erwarten keine grundlegende Veränderung unter Präsident Erdoğan.

In der Türkei hat sich die hohe Inflation im Mai weiter abgeschwächt. Im Jahresvergleich stiegen die Verbraucherpreise um 39,6 Prozent, wie das Statistikamt am Montag in Ankara mitteilte. Im vergangenen Jahr war die Rate bis auf rund 85 Prozent gestiegen, seither ist sie rückläufig. Im Monatsvergleich stiegen die Verbraucherpreise nur noch geringfügig.

Die Opposition zweifelt die offiziellen Zahlen an und geht davon aus, dass die eigentliche Inflation höher liegt. Die in Istanbul ansässige Inflations-Forschungsgruppe Enag bezifferte die Teuerung für Mai im Jahresvergleich auf rund 109 Prozent.

Schwache Lira verteuert Einfuhren

Ein entscheidender Grund für die immer noch hohe Inflation ist die schwache Landeswährung Lira, die Einfuhren in die Türkei verteuert. In der vergangenen Woche war der Wechselkurs zu Dollar und Euro auf historische Tiefstände gefallen. Fachleute erklären die anhaltende Talfahrt vor allem mit der lockeren Geldpolitik der türkischen Notenbank.

Im Gegensatz zu vielen anderen Zentralbanken gehen die Währungshüter der Türkei nicht mit Zinsanhebungen gegen die hohe Teuerung vor, sondern haben ihre Leitzinsen sogar reduziert. Dies entspricht der Haltung von Staatspräsident Recep Tayyip Erdoğan, der – entgegen der Lehrmeinung – in hohen Zinsen kein Mittel gegen Geldentwertung, sondern vielmehr eine Ursache dafür sieht. Mit der jüngsten Wiederwahl Erdoğans dürfte sich an der Geldpolitik kaum etwas ändern, erwarten viele Experten.

Besserung unter Şimşek?

Erdoğan hatte am Samstag den erfahrenen Ökonomen Mehmet Şimşek zum Finanzminister ernannt, der für eine rationale Geldpolitik plädiert. Inwieweit Erdogan ihm freie Hand lässt, bleibt abzuwarten.

dpa/dtj