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Sadettin Saran im Fokus: Zwischen Vorwürfen, Auflagen und politischen Deutungen

  • Dezember 31, 2025
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Sadettin Saran im Fokus: Zwischen Vorwürfen, Auflagen und politischen Deutungen

Der Präsident von Fenerbahçe, Sadettin Saran, steht seit Tagen im Zentrum eines aufsehenerregenden Ermittlungsverfahrens. Der Unternehmer wurde zunächst festgenommen, anschließend freigelassen, später erneut in Gewahrsam genommen und schließlich wieder auf freien Fuß gesetzt. Gegen ihn gelten nun strenge Auflagen: Saran muss sich zweimal wöchentlich bei der Polizei melden und darf die Türkei nicht verlassen.

Ursprünglich lautete der schwerwiegende Vorwurf gegen Sadettin Saran auf Herstellung, Bereitstellung und Weitergabe von Betäubungsmitteln an Dritte. Nach der ersten Vernehmung und einer Neubewertung der Aktenlage wurde dieser Tatvorwurf jedoch fallengelassen. Seither konzentriert sich das Verfahren ausschließlich auf den Verdacht des Konsums.

Bei einer forensischen Untersuchung wurden in Sarans Haarproben Rückstände verbotener Substanzen festgestellt. Speichelproben hingegen blieben ohne Befund. Weitere Tests, unter anderem im Rahmen einer Hausdurchsuchung, führten zu keinen belastenden Ergebnissen. In den durchsuchten Räumlichkeiten wurden weder Betäubungsmittel noch belastendes Material gefunden.

Die Ermittlungen werden von der Staatsanwaltschaft Istanbul geführt. Ein Abschluss ist bislang nicht absehbar.

Sarans Verteidigung: Zweifel an der Glaubwürdigkeit der Befunde

Der Fener-Boss, der erst vor wenigen Monaten Ali Koç beerbt hat, weist sämtliche Vorwürfe entschieden zurück. Er erklärte öffentlich, weder diese Art von Drogen konsumiert zu haben noch jemals mit ihnen in Berührung gekommen zu sein. Die Ergebnisse der Haaranalyse bezeichnete er als unglaubwürdig.

Saran kündigte an, sich freiwillig weiteren Tests bei international anerkannten, unabhängigen Einrichtungen zu unterziehen, um seine Unschuld nachzuweisen. Er betonte zudem, dass er sich trotz eines Auslandsaufenthalts für Transfergespräche bewusst entschlossen habe, umgehend in die Türkei zurückzukehren und sich den Behörden zu stellen.

Politische Deutung: Cevheri Güven und der Vorwurf gezielter Einflussnahme

Eine zusätzliche Dimension erhält der Fall durch die Einschätzung des im Exil lebenden Journalisten Cevheri Güven. Güven behauptet, die Familie von Recep Tayyip Erdoğan habe seit Jahren versucht, Fenerbahçe in ihren politischen Einfluss zu bringen – bislang ohne Erfolg.

Nach Güvens Darstellung sei Saran als unabhängige Figur ein Hindernis gewesen. Der aktuelle Vorgang müsse daher auch als Versuch gelesen werden, Sarans Integrität zu beschädigen, um Platz für einen politisch genehmen Mittelsmann zu schaffen. In diesem Zusammenhang spricht Güven von einer Bewährungsprobe für Bilal Erdoğan, dessen öffentliche Positionierung vorbereitet werde.

Güven betont jedoch zugleich, dass dieser Versuch gescheitert sei. Selbst Präsident Erdoğan habe seinem Sohn in dieser Angelegenheit keinen Rückhalt gegeben, da ein offener Machtkampf um Fenerbahçe politisch zu riskant wäre. Der Verein sei, so Güven, „ein zu großes und zu sensibles Gebilde, um es frontal zu übernehmen“.

Imageschaden durch private Chats: Der Fall Mehmet Akif Ersoy

Unabhängig vom juristischen Kern der Ermittlungen ist das öffentliche Bild Sarans zuletzt auch durch einen anderen Vorgang beschädigt worden. In sozialen Netzwerken kursierten private Chatnachrichten, die Saran mit Ela Rümeysa Cebeci zeigen sollen. Diese Chats wurden im Zusammenhang mit dem bekannten Fall um den Fernsehmoderator Mehmet Akif Ersoy öffentlich.

Sollten die Nachrichten authentisch sein, enthalten sie Anspielungen auf privaten Drogenkonsum, insbesondere auf Marihuana. Saran selbst hat sich zur Echtheit der Chats bislang nicht abschließend geäußert. Juristisch sind diese Inhalte bislang kein Bestandteil der laufenden Ermittlungen, prägen jedoch die öffentliche Wahrnehmung erheblich.

Zwischen Recht und öffentlichem Urteil

Formal gilt für Sadettin Saran weiterhin die Unschuldsvermutung. Die Staatsanwaltschaft stützt ihre Maßnahmen derzeit auf die widersprüchliche forensische Befundlage und die Annahme, dass weiterer Aufklärungsbedarf besteht. Ob es zu einer Anklage kommt oder das Verfahren eingestellt wird, ist offen.

Für Fenerbahçe und seinen Präsidenten steht damit nicht nur ein juristisches Ergebnis auf dem Spiel, sondern auch Vertrauen, Glaubwürdigkeit und die Frage, wie unabhängig Spitzenvereine in der Türkei tatsächlich agieren können. Heute erklärte er, dass er mindestens bis Saisonende seinen Posten als Vereinspräsident behalten wolle. Ob es so kommt oder er ihn doch vorher räumen muss, wird sich in den kommenden Monaten zeigen.

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