Wirtschaft

Türkei will Öl- und Gas-Produktion deutlich ausbauen – Erdoğan kündigt neue Energieoffensive an

  • Mai 15, 2025
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Türkei will Öl- und Gas-Produktion deutlich ausbauen – Erdoğan kündigt neue Energieoffensive an

Die Türkei hat ihre Ölproduktion auf über 135.000 Barrel pro Tag gesteigert und plant den Ausbau ihrer Gasförderung im Schwarzen Meer. Präsident Erdoğan will das Land zu einem globalen Schlüsselakteur in der Energiegewinnung machen – mit Investitionen in neue Felder, Technologie und internationale Partnerschaften.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan hat kürzlich verkündet, dass die Ölproduktion der Türkei Ende März die Tagesmarke von 135.000 Barrel pro Tag (bpd) überstiegen habe. Im Jahr 2024 habe der tägliche Ausstoß etwa 126.000 bpd betragen. Wie die staatliche chinesische Nachrichtenagentur Xinhua berichtet, kündigte Erdoğan an, das Land zu einem „weltweit führenden Akteur in der Erdgasexploration“ machen zu wollen.

Gabar-Feld liefert 26 Millionen Barrel – Şırnak wird zum Zentrum der Ölförderung

Der Anstieg der Ölproduktion sei vor allem dem erheblichen Anstieg des Ausstoßes in der Provinz Şırnak zu verdanken. Im Jahr 2021 hatte die Turkish Petroleum Corporation in der Region Gabar ein Ölfeld gefunden. In der Region habe man bis heute mehr als 26 Millionen Barrel Öl in einem Gesamtwert von fast 2 Milliarden US-Dollar gefördert.

Zudem kündigte Erdoğan an, im nächsten Jahr die erste schwimmende Erdgasplattform der Türkei im Schwarzen Meer in Betrieb nehmen zu wollen. Das Gasfeld Sakarya vor der Küste von Zonguldak war im Jahr 2020 entdeckt worden. Erdoğan machte deutlich, dass im nächsten Jahr dort eine tägliche Produktion von etwa 20 Millionen Kubikmetern aus Phase 1 und Phase 2 angestrebt werde. Bis 2028 solle die tägliche Produktion auf 40 Millionen Kubikmeter anwachsen.

Neben dem Ölfeld in der Region Gabar mit einer geschätzten Reserve von rund 1 Milliarde Barrel soll auch das Feld in Çukurova in der Provinz Adana deutlich ausgebaut werden. Dort rechnet man mit förderfähigen Reserven von bis zu 8 Millionen Barrel. Das dort geförderte Öl zeichnet sich durch eine hohe Qualität aus, die mit arabischem Rohöl verglichen werden könne.

Neue Hoffnungsträger für die Türkei: Ölfelder in Çukurova und am Berg Kato

Die Bohrungen auf den Çukurova-Feldern laufen erst langsam an und bringen anfänglich eine geringe Tagesproduktion, da sie in einer relativ geringen Tiefe von maximal 430 Metern stattfinden. Dies hält die Kosten niedrig, bringt aber Herausforderungen bei der wirtschaftlichen Skalierung mit sich.

Um das volle Potenzial ausschöpfen zu können, soll die Zahl der Bohrfelder auf insgesamt zehn ausgeweitet werden. Offen ist, wie schnell die erforderlichen Investitionen und das nötige Personal sichergestellt werden können. Neben der Erschließung bestehender Felder sind noch Explorationsarbeiten in weiteren Regionen geplant. So wird der Berg Kato zwischen Şırnak und Hakkari als Hoffnungsgebiet für weitere Entdeckungen gehandelt.

Dazu investiert die Türkei in neue Technologien zur Exploration und bemüht sich um internationale Partnerschaften, um ihre energiepolitische Unabhängigkeit zu verstärken. Jüngst wurden Joint Ventures für Öl- und Gasexploration im Irak und in Ungarn fixiert.

Mythos um Lausanne hält sich hartnäckig 

In der Türkei selbst will man im Jahr 2025 270 Bohrlöcher in Land- und Meereszonen bohren – einschließlich der Mittelmeergewässer und Nordzyperns. Die Gasproduktion will man auf 3 Milliarden Kubikmeter pro Jahr ausweiten.

Die weltgrößten Ölproduzenten waren 2023 die USA mit 13 Millionen Barrel pro Tag, vor Saudi-Arabien mit 10,2 und Russland mit 9 Millionen bpd täglich. Im Bereich des Erdgases waren ebenfalls die USA mit rund 945 Milliarden Kubikmetern der größte Produzent, vor der Russischen Föderation mit 722 und dem Iran mit 235 Milliarden Kubikmetern.

Eine der vielen Verschwörungstheorien, die in der Türkei verbreitet sind, besagt, dass es im Vertrag von Lausanne aus dem Jahr 1923 geheime Zusatzklauseln gebe, die eine volle Kontrolle der Türkei über ihre Bodenschätze verhindere. Erst, wenn der Vertrag nach 100 Jahren auslaufe, würden diese unwirksam. In beiden Fällen handelt es sich um einen Mythos. Weder lief der Vertrag aus, noch war die Souveränität der Türkei über ihre Bodenschätze je beschränkt. Dies hatten auch offizielle Stellen der Türkei mehrfach bestätigt. Einer Umfrage von Konda zufolge glaubte jedoch noch 2018 zufolge knapp die Hälfte der Türken die Legende.

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