Politik
Gaddafi-Sohn Seif al-Islam erscheint nicht vor Gericht in Tripolis
Die Generalstaatsanwaltschaft möchte den Prozess gegen Gaddafi-Sohn Seif al-Islam in der libyschen Hauptstadt fortgeführt sehen. Aber auch der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag hat mit ihm noch eine Rechnung offen. (Foto: dpa)
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Die Menschenrechtsgruppe Human Rights Watch hat eine Auslieferung von Seif al-Islam al-Gaddafi an den Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag gefordert. Es gebe einen internationalen Haftbefehl. Deshalb sei es ein großer Fehler, das Verfahren in Libyen fortzusetzen, kritisierte die Organisation am Donnerstag. Die Auslieferung dürfe nicht länger herausgezögert werden.
Der Sohn des libyschen Langzeitmachthabers Muammar al-Gaddafi soll sich in Den Haag wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit verantworten. Er soll für Morde und die brutale Verfolgung Oppositioneller während des Aufstandes in Libyen 2011 mitverantwortlich sein.
Seif al-Islam al-Gaddafi hat sich gegen seine Verlegung aus der libyschen Kleinstadt Al-Sintan nach Tripolis gewehrt. Der Sohn des früheren libyschen Machthabers Muammar al-Gaddafi sagte am Donnerstag im Angeklagtenkäfig des Gerichts von Al-Sintan, er wolle nicht in die Hauptstadt Tripolis gebracht werden.
Ex-Funktionäre bestreiten Anklagepunkte
Der Generalstaatsanwalt hatte gefordert, dass der Gaddafi-Sohn zu einem Gerichtstermin vor seinem Prozess in Tripolis erscheinen müsse. Ob Seif al-Islam möglicherweise von Gefängniswärtern unter Druck gesetzt worden war, blieb unklar.
In diesem neuen Verfahren, das am Donnerstag vor dem Gericht in Süd-Tripolis begann, erschienen nach Angaben aus Justizkreisen lediglich 16 der insgesamt 38 Beschuldigten, unter ihnen der frühere Geheimdienstchef Abdullah al-Senussi und Ex-Regierungschef Al-Baghdadi Al-Mahmudi. Ihnen werden die Bildung von Milizen und andere Verbrechen während der Revolution 2011 angelastet. Die Ex-Funktionäre bestritten alle Anklagepunkte. Vor dem Gericht hatten sich Hunderte Angehörige von Opfern des Gaddafi-Regimes versammelt.
Der Prozess gegen Seif al-Islam al-Gaddafi in Al-Sintan hatte im vergangenen Januar begonnen. Der Gaddafi-Sohn steht dort bislang lediglich wegen Gefährdung der nationalen Sicherheit vor Gericht. Es geht um Kontakte zu einer Delegation des Internationalen Strafgerichtshofes. Der Prozess werde am 12. Dezember fortgesetzt, sagte ein Anwalt. Aufständische aus Al-Sintan hatten Seif al-Islam im November 2011 gefangen genommen. Sie bestehen bislang darauf, dass alle Prozesse gegen ihn in ihrer Stadt stattfinden sollen. (dpa/dtj)