Bildung & Forschung
Istanbul: Boğaziçi-Uni bekommt neuen Rektor – Widerstand bleibt
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Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan hat einen Monat nach der Absetzung des alten Rektors den kommissarischen Leiter Naci Inci zum neuen Chef der renommierten Boğaziçi-Universität ernannt.
Das entsprechende Dekret veröffentlichte das Amtsblatt „Resmi Gazete“ am Samstag. Inci folgt auf Melih Bulu, der als enger Vertrauter Erdoğans galt und nach Protesten Mitte Juli gehen musste. Inci hatte die Leitung seit Bulus Absetzung übernommen und setzte sich nun gegen 18 andere Bewerber durch.
An der Universität in Istanbul gab es seit Januar Aufruhr, weil Studenten und Akademiker sowie Unterstützer gegen die Einsetzung Bulus protestiert hatten. Bulu steht der islamisch-konservativen Regierungspartei AKP nahe und wurde ebenfalls per Dekret ins Amt gebracht. Im Zusammenhang mit dem Protest wurden zahlreiche Menschen festgenommen. Menschenrechtler kritisierten den „übermäßigen Einsatz von Gewalt und willkürliche Inhaftierung“ von Seiten der türkischen Behörden. Die türkische Regierung wirft den Demonstrierenden vor, Terrorgruppen anzugehören und Unruhe stiften zu wollen.
Von Akademikern abgelehnt
Seit 2018, als die Türkei zu einer exekutiven Präsidentschaft mit ausgeweiteten Machtbefugnissen für das Staatsoberhaupt überging, entscheidet Erdoğan allein über die Besetzung des Rektorpostens. Lehrende aber auch Studierende sind aber der Ansicht, sie selbst sollten ihren Rektor wählen können.
Boğaziçi Üniversitesi öğretim üyeleri, rektör adaylığını açıklayan 19 profesör için destek oylaması yaptı.
Katılımın %86 oranında olduğu oylama sonucu Melih Bulu'nun ekibinden olan ve halen yönetimde bulunan Naci İnci ve Gürkan Kumbaroğlu'na %94 ve %93 oranlarında KARŞI oy çıktı. pic.twitter.com/ZOrC3evyjQ— Cem Say (@say_cem) July 30, 2021
In einer kürzlichen Umfrage hatten sich 95 Prozent der Akademiker gegen eine mögliche Ernennung Incis ausgesprochen, wie Oğuz Kaan Salıcı von der Oppositionspartei CHP auf Twitter schrieb. Inci hat seine politischen Ansichten bisher nicht öffentlich gemacht. Als geschäftsführender Rektor entließ er aber einen Lehrenden, der in die Proteste involviert gewesen war.
dpa/dtj