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Film/Kultur/Religion

Tödliche Hitze: Viel mehr Tote beim Hadsch als gedacht

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Muslimische Pilger umrunden die Kaaba, das kubische Gebäude der Großen Moschee, während der jährlichen Hadsch-Pilgerfahrt. Foto: Rafiq Maqbool/AP/dpa
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Mehr als 1300 Pilger sollen während des diesjährigen Hadsch ums Leben gekommen sein. Die meisten Todesfälle würden auf die extreme Hitze zurückgeführt, wie saudi-arabische Behörden mitteilten.

Beim diesjährigen Hadsch, der islamischen Pilgerreise nach Mekka, sollen 1301 Pilger vor allem aufgrund extremer Hitze und damit viel mehr als zunächst angenommen ums Leben gekommen sein. Das teilten am Sonntag die Behörden in Saudi-Arabien mit. Der Hadsch ist eine der fünf Säulen des Islam und für gesunde und finanziell dazu fähige Muslime eine verpflichtende religiöse Pflicht, die mindestens einmal im Leben durchgeführt werden sollte.

In diesem Jahr nahmen rund 1,8 Millionen Pilger teil, im vergangenen Jahr, dem ersten regulären nach der Corona-Pandemie, waren es ca. 2 Millionen. Der Hadsch findet stets im letzten Monat des islamischen Kalenders statt – dieses Jahr begann die Wallfahrt am 14. Juni und endete am vergangenen Dienstag, wobei einige Pilger noch am Mittwoch Rituale vollzogen.

Illegale Pilgerreisen verschärfen Situation

Die saudi-arabische Regierung gab die offizielle Zahl der Todesopfer mit 1301 an. In einer Stellungnahme hieß es, 83 Prozent der Verstorbenen hätten keine Genehmigung für den Hadsch gehabt und seien ohne ausreichenden Schutz und Komfort weite Strecken in der prallen Sonne gelaufen. Unter den Opfern seien zahlreiche ältere Menschen und chronisch Kranke. Die Identität der Verstorbenen habe inzwischen restlos klären können.

Die Behörden wiesen darauf hin, dass die Probleme in diesem Jahr durch die vielen nicht registrierten Pilgerreisen erheblich zugenommen hätten. Um offiziell an der Hadsch teilnehmen zu können, müssen Pilger eine von 1,8 Millionen verfügbaren Lizenzen erwerben. Diese kosten mehrere tausend Euro, was viele Menschen dazu verleitet, illegal nach Mekka zu reisen.

Nicht registrierte Pilger haben in der Regel keinen Zugang zu den für Wallfahrende vorgesehenen Unterkünften und Transportdiensten, was das Risiko für ihre Gesundheit erheblich erhöht. Die Regierung erklärte zudem, dass die Vielzahl der illegalen Pilgerreisen die Identifizierung der Toten erschwert und die Bekanntgabe der offiziellen Opferzahl verzögert habe.

Arabische Länder ziehen Konsequenzen

Viele Länder mit muslimischer Bevölkerung hatten vergangene Woche und rund um das Opferfest Tote beim Hadsch gemeldet, darunter Indonesien, Indien, Jordanien, Malaysia, der Senegal und Pakistan. Aus ersten Berichten, dass viele der Toten nicht als Pilger registriert gewesen seien, zogen einige Länder bereits Konsequenzen.

Aus Ägypten etwa wurden zunächst spezielle Teams nach Mekka entsandt, um nach Vermissten zu suchen. Des Weiteren wurde der Entzug der Lizenzen von mehreren Reiseveranstaltern angeordnet, die illegal Reisen für nicht registrierte Pilger nach Saudi-Arabien organisiert haben sollen.

Auch in Jordanien wurden laut der Nachrichtenagentur Petra Ermittlungen eingeleitet, um „die Umstände rund um die Reisen jordanischer Bürger nach Saudi-Arabien“ aufzuklären. Tunesiens Präsident Kais Saied ging noch einen Schritt weiter und entließ seinen Minister für religiöse Angelegenheiten, Brahim Schaibi.

Ob sich unter den Toten auch Pilger aus Deutschland oder der Türkei befinden, wurde bis jetzt nicht bekannt.

dtj/dpa