Geschichte
Geteilte Insel: Zypern-Griechen schließen Zwei-Staaten-Lösung aus

Trotz vieler Vermittlungsversuche ist eine Wiedervereinigung nicht in Sicht. Zuletzt hatten der Führer der türkisch-zyprischen Volksgruppe im Norden der Insel, Ersin Tatar, und auch der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan wiederholt auf zwei souveränen Staaten bestanden.
„Dankbar für den Beitrag Deutschlands“
Eine Zwei-Staaten-Lösung lehnt nicht nur Nikosia ab – auch Deutschland, die EU und die Vereinten Nationen sind dagegen. Ziel der UN war stets eine Art Föderation mit einer Zentralregierung. Christodoulidis setzt beim Ringen um politische Fortschritte auch auf Berlin: „Ich bin dankbar für den Beitrag Deutschlands“, sagt er mit Blick auf einen Besuch von Bundespräsident Frank Walter Steinmeier im Februar.
Die Erfahrung des wiedervereinten Deutschlands sei wertvoll für Zypern, und der Beitrag Berlins zur Schaffung einer positiven euro-türkischen Agenda äußerst wichtig für einen Fortschritt in Richtung Wiedervereinigung. Im Jahr 1974 wollten sich nationalistische griechische Zyprer und die damals herrschende Diktatur in Athen zusammenschließen, um Zypern mit Griechenland zu vereinen – auf der Insel kam es deshalb zu einem Militärputsch.
Steinmeier in Zypern: Bundespräsident will bei der Wiedervereinigung helfen
Um eine Vereinigung mit Griechenland und Massaker an der türkisch-zypriotischen Bevölkerung zu verhindern, intervenierte die Türkei militärisch. Seither ist die Insel geteilt. 1983 wurde im Nordteil der Insel die Türkische Republik Nordzypern (KKTC) proklamiert, die bis heute weltweit nur von der Türkei anerkannt wird. 2004 wurde dann die gesamte Insel von der EU als Staat aufgenommen. De jure ist die gesamte Insel seither EU-Mitglied, das EU-Recht wird jedoch nur im Südteil angewandt. Die Insel ist also de facto geteilt.
Türkisches Verteidigungsministerium verurteilt Dendias-Aussage
Aussagen des griechischen Außenministers Nikos Dendias sorgen vor dem 50. Jahrestag derweil für Verstimmung in Ankara. „Wir verurteilen das Schandfest der türkischen Zyprioten und die illegale Präsenz der türkischen Invasionsarmee in Zypern seit einem halben Jahrhundert auf das Schärfste“, hatte Dendias am Mittwoch bei einem Besuch auf der Insel gesagt.
Das türkische Verteidigungsministerium antwortete nun darauf. „Wir verurteilen aufs Schärfste die verabscheuungswürdige, falsche und verleumderische Aussage des griechischen Verteidigungsministers, die sich gegen die türkischen Zyprioten und die heldenhafte türkische Armee richtet. Die türkische Armee handelte im Einklang mit dem Garantierecht der Türkei aus internationalen Abkommen und rettete das türkisch-zypriotische Volk, das zwischen 1963 und 1974 von griechischer Seite allerlei Unterdrückung ausgesetzt war, vor einem Völkermordversuch. Dank des Mutes und der Präsenz des türkischen Soldaten hat es auf Zypern seit 1974 kein Blutvergießen mehr gegeben. Unsere Soldaten werden morgen wie gestern und heute der Garant für Frieden auf Zypern sein“, hieß es in einer Mitteilung am Donnerstag.
Die beiden Erklärungen zeigen, dass sowohl Athen als auch Ankara weiterhin großen Einfluss auf die Insel ausüben und beide Seiten weiterhin einen unterschiedlichen Blick auf die Geschehnisse und die Geschichte haben.
dpa/dtj