CNNTürk, EspressoLab, Ülker und mehr – CHP ruft zum Boykott auf

Die Boykottliste der Republikanischen Volkspartei (CHP) sorgt in der Türkei für Diskussionen. Parteichef Özgür Özel ruft die Bürger seit dem Wochenende dazu auf, regierungsnahe Unternehmen und Medien wie CNNTürk, Espressolab und Ülker zu meiden, um ein Zeichen des Widerstands zu setzen.
Nach der Verhaftung und Absetzung des Istanbuler Bürgermeisters Ekrem İmamoğlu hat der Vorsitzende der Republikanischen Volkspartei (CHP), Özgür Özel, die Medienlandschaft scharf kritisiert und zu einem Boykott gegen regierungsnahe Unternehmen und Medien aufgerufen. Die von ihm veröffentlichte Liste umfasst zahlreiche bekannte Namen, die seiner Meinung nach die landesweiten Proteste bewusst ignorieren. „Du verdienst Geld mit uns, verkaufst uns deine Produkte und dienst trotzdem dem Palast“, sagte Özel mit Blick auf die Führung in Ankara und forderte die Menschen auf, ihre Konsummacht zu nutzen. Die Partei hat dafür eigens eine Webseite eingerichtet.
Boykottaufruf gegen Marken und Medien
Zu den Unternehmen und Marken, die künftig boykottiert werden sollen, gehören laut Özel Espressolab, D&R, Ülker und CNNTürk. In einer Rede äußerte er sich zu jedem dieser Namen mit klaren Worten. Über Espressolab sagte er: „Ich liebe türkischen Kaffee, Filterkaffee – aber trinkt ihn nicht mehr bei Espressolab. Von jetzt an betreten wir diese Läden nicht mehr.“ Bücherkäufer warnte er: „Wenn ihr Bücher kaufen wollt, geht nicht mehr zu D&R oder Idefix.“ Auch die Marke Ülker nahm er direkt ins Visier und reagierte auf Rufe aus dem Publikum: „Ülker, Ülker, Ülker – aber wir kaufen es nicht mehr.“
Auch die Medienlandschaft bekam ihr Fett ab. CNNTürk, TRT und TGRT hätten laut Özel durch ihre Berichterstattung bewiesen, dass sie der Regierung nahe stehen. „Diese Sender sehen uns nicht – also sehen wir sie auch nicht mehr“, erklärte er. Özel behauptete zudem, dass rund 70 Prozent der Zuschauer dieser Fernsehsender CHP-Wähler seien und forderte sie auf, konsequent umzusteuern. Über das Demirören-Einkaufszentrum sagte er: „Wenn ihr am Demirören AVM vorbeigeht, bleibt auf der anderen Straßenseite.“ Zudem richtete sich sein Boykottaufruf an Energieunternehmen wie Türk Petrol und Milangaz sowie an die staatliche Lotterie Milli Piyango.
Proteste gehen weiter: „Werden nicht aufhören, bis wir Ekrem zurückhaben“
Özel machte deutlich, dass der Protest nicht bei einem Boykott enden werde. „Seid ihr bereit, unsere Macht durch gezielten Konsum einzusetzen?“ fragte er die Menge und kündigte für die kommenden Abende weitere Kundgebungen in Saraçhane an, das sich zu einer Art Zentrum des Widerstands entwickelt hat. „Wir werden nicht aufhören, bis wir Ekrem zurückhaben. Wir werden nicht aufhören, bis wir ihn zum Präsidenten gemacht haben“, rief er entschlossen.
Zum Abschluss betonte Özel die Stärke der Bewegung mit einem klaren Signal: „Ein Ekrem sitzt in Silivri, eine Millionen Ekrems gehen auf die Straßen und Plätze.“ Die Menge antwortete mit lautem Beifall und signalisierte, dass die Proteste weitergehen werden.
Erste Reaktionen: Name Demirören gelöscht, Espressolab äußert sich
Nach den Boykottaufrufen des CHP-Vorsitzenden gab es erste Reaktionen von betroffenen Unternehmen. So wurde Özel von Demirören AVM kontaktiert, das erklärte, den Namen geändert zu haben: „Wir sind nicht mehr Demirören, wir haben das Unternehmen gekauft“, habe man ihm mitgeteilt. Daraufhin antwortete Özel: „Dann nehmen Sie bitte das Schild runter.“ Am selben Abend wurde der Name in „İstiklal AVM“ geändert.
Auch Espressolab reagierte: „Wir verstehen nicht, warum wir boykottiert werden.“ Das Unternehmen betonte, dass es keine politischen Verbindungen habe und ausschließlich auf Kaffee spezialisiert sei. Es sei eine Marke der Familie Kocadağ, ohne geheime Partner oder Unterstützer. Espressolab versicherte, dass es weiterhin jungen Menschen Freude bereiten und für alle offen bleiben wolle.