Nach dem Angriff auf CHP-Chef Özgür Özel durch Selçuk Tengioğlu hat sich dessen Tochter erstmals öffentlich geäußert. Ihre Worte zeigen die tiefe Angst und den Hass, die die Familie bis heute begleiten.
Der 66-jährige Tengioğlu hatte bereits 2004 in Hatay zwei seiner Kinder getötet und ein weiteres schwer verletzt. Ein viertes Kind rettete sich durch einen Sprung vom Balkon. Laut „Milliyet“ war der Fall damals unter dem Titel „Das Grauen des Vaters am Muttertag“ bekannt geworden. Trotz dieser Verbrechen und lebenslanger Haft wurde er 2020 auf Bewährung entlassen.
Y. Tengioğlu schilderte in einem Interview mit Halk TV, dass sie die Attacke auf Özgür Özel zunächst nur am Rande wahrgenommen habe. „Erst als Name und Nachname des Täters bekannt wurden, haben wir erkannt, dass es mein Vater war. Das hat uns 21 Jahre zurückversetzt“, sagte sie. Besonders beunruhigend sei die Nachricht gewesen, dass eine neue mögliche Haftstrafe ihres Vaters wohl erneut nicht lange währen werde.
Familie lebt abgeschottet
Die Familie der Tochter lebt heute zurückgezogen und anonym. „Wir geben weder unsere Adresse noch die Schulen unserer Kinder preis und nutzen keine sozialen Medien“, erklärte sie. Ihr Vater habe sie nach seiner Freilassung telefonisch kontaktiert, berichtete sie weiter. Für Tengioğlu steht fest: „Wenn wir seinen Namen hören, wünschen wir seinen Tod. Wir warten darauf, dass er endlich stirbt.“
Ihr Fokus liege nun auf ihrer eigenen Familie. „Mein Vater war kein guter Vater, aber mein Mann ist ein wunderbarer Ehemann und Vater. Ich möchte für meine Kinder eine gute Mutter sein und ihnen eine Zukunft ohne Scham ermöglichen“, sagte sie abschließend.
Der Angriff auf Özgür Özel ereignete sich am 4. Mai nach einer Gedenkveranstaltung für den verstorbenen Politiker Sırrı Süreyya Önder im Atatürk-Kulturzentrum in Istanbul. Tengioğlu näherte sich dem CHP-Vorsitzenden und schaffte es, ihn körperlich anzugreifen. Sicherheitskräfte konnten den Angreifer überwältigen, bevor er Özel ernsthaft verletzen konnte. Der Vorfall sorgte landesweit für Entsetzen und führte zu einer Debatte über die Sicherheit von Politikern.
