Nach 45 Tagen in US-Haft: Türkin wieder frei

Die türkische Studentin Rümeysa Öztürk ist nach 45 Tagen Haft wieder frei. Ihre Inhaftierung während einer entscheidenden Phase ihrer Promotion sorgte nicht nur an ihrer Universität, sondern auch in der US-Politik für Kritik.
Die in den USA promovierende türkische Stipendiatin Rümeysa Öztürk ist wieder auf freiem Fuß. Nachdem ein US-Bundesrichter am 9. Mai ihre Freilassung angeordnet hatte, kehrte sie in ihre Wahlheimat im US-Bundesstaat Massachusetts zurück. Noch am Flughafen Boston Logan wandte sich Öztürk in einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz an die Öffentlichkeit und erklärte laut türkischen Medien: „Ich wurde in einer entscheidenden Phase meiner Promotion meiner Freiheit und meines Studiums beraubt.“
Unterstützung aus Universität, Politik und Zivilgesellschaft
Die Doktorandin der Tufts University zeigte sich sichtlich bewegt über die Unterstützung, die sie während ihrer Inhaftierung erfahren hatte. „Es war eine sehr schwierige Zeit – für mich, meine Uni-Gemeinschaft und meine Angehörigen in der Türkei. Ich bin allen sehr dankbar für ihre Unterstützung und ihre Anteilnahme“, sagte Öztürk.
Begleitet wurde sie bei der Pressekonferenz von namhaften Unterstützern: US-Senator Ed Markey, Kongressabgeordnete Ayanna Pressley und Vertreter der amerikanischen Bürgerrechtsorganisation ACLU standen ihr zur Seite. Auch ihren Anwälten sprach sie besonderen Dank aus – durch sie habe sie das Vertrauen in das US-Justizsystem nicht verloren.
Vorwürfe ohne Beweise – Kritik an US-Behörden
Die ACLU und ihre Anwälte wiesen darauf hin, dass die gegen Öztürk erhobenen Vorwürfe unbegründet seien. Sie sei fälschlich beschuldigt worden, Sympathien für die Hamas zu hegen – ein Vorwurf, für den es keine Beweise gebe, wie ACLU-Direktorin Carol Rose betonte: „Die US-Regierung hatte genug Zeit, um Beweise vorzulegen – doch es gab keine.“
Senator Markey kritisierte in seiner Rede die harte Linie der US-Behörden gegenüber internationalen Studierenden. Er sagte: „Meinungsfreiheit und rechtsstaatliche Verfahren sind Grundrechte. Diese Rückkehr ist erst der Anfang eines Kampfes für unsere gemeinsamen Freiheiten.“ Auch die Kongressabgeordnete Pressley betonte ihre Solidarität: „Wir haben dich nie vergessen. Wir werden nicht ruhen, bis du vollständig rehabilitiert bist.“
Wie ihre Anwältin Mahsa Khanbabai mitteilte, werde Öztürk in einer Anhörung am 22. Mai weiter gegen die aus ihrer Sicht „rechtswidrige Aufhebung“ ihres Visums klagen. Die US-Behörden hätten mit einem Vorgehen reagiert, „das in der Geschichte des US-Einwanderungsrechts gegenüber Studierenden beispiellos“ sei.
Festnahme auf dem Weg zum Iftar
Rümeysa Öztürk war am 25. März in Massachusetts von sechs maskierten Beamten festgenommen worden, als sie sich auf dem Weg zu einem Iftar-Essen befand. Zuvor hatte US-Senator Marco Rubio öffentlich angekündigt, dass mehr als 300 ausländischen Studierenden wegen angeblicher Hamas-Unterstützung das Visum entzogen worden sei – darunter auch Öztürk.
Ein Bundesgericht verhinderte jedoch ihre Abschiebung. Die Tufts University stellte sich klar hinter ihre Studentin. Rektor Sunil Kumar erklärte, die Festnahme habe die internationale Gemeinschaft der Hochschule „gelähmt“ und führe zu Sicherheitsbedenken. Der zuständige Richter William Sessions entschied letztlich, Öztürk gegen Kaution freizulassen.