
Der Vorfall um das angebliche Erscheinen von Ex-Staatsanwalt Zekeriya Öz beim Totengebet des in Deutschland verstorbenen Muhammed Yakut entpuppte sich als mediales Missverständnis. Zunächst berichtete unter anderem die regierungsnahe Zeitung Yeni Şafak, aber auch oppositionelle Medien wie Sözcü, Öz habe den Sarg bei der Trauerfeier in Duisburg getragen. Dieser habe sich demnach trotz internationalem Haftbefehl verdeckt unter die Trauergäste gemischt.
Doch bereits kurze Zeit später stellte sich heraus: Es war niemand anderes als S. Ü., ein Verwandter oder enger Bekannter Yakuts, der tatsächlich Sargträger war. Die Korrektur erfolgte schnell durch Yeni Şafak, Yeni Akit, Halk TV, GZT.com, Sözcü, TGRT Haber, haberexpres.com, die erklärten, dass Zekeriya Öz doch nicht anwesend gewesen sei.

Paradebeispiel für gleichgeschaltete Medien
Wie schnell sich Fake News in türkische Medien verbreiten? In einer gleichgeschalteten Medienlandschaft offenbar blitzschnell. Denn für die Copy Paste-Journalist:innen in der Türkei sind solche Meldungen gefundenes Fressen. Schwimmst du gegen den Strom, bist du gegebenenfalls zu verdächtigen. Daher darf eine solche Meldung nicht all zu lange auf der Startseite fehlen.
Dass Öz, der seit 2015 mit Haftbefehl wegen angeblicher Mitgliedschaft in der Gülen-Bewegung mit internationalem Haftbefehl gesucht wird, in einem in Deutschland stattfindenden Trauerzug gesichtet worden sein soll, war zweifelsohne eine sensationelle Behauptung. Ohnehin bekräftigen Medien aus dem AKP-Spektrum seit vielen Jahren, dass Personen wie Öz in Deutschland untertauchen würden. Um solche Persönlichkeiten ranken sich zudem Gerüchte, dass sie dank chirurgischer Eingriffe inzwischen nicht zu erkennen sein dürften.

S.Ü. klärt via Social Media selbst auf
Doch der Hinweis auf S.Ü., der selbst Fotos vom Totengebet teilte, klärte den Sachverhalt auf. Türkische Medien, die zuvor kollektiv über das mutmaßliche Auftauchen von Zekeriya Öz berichteten, korrigierten ebenso schnell, wie sie dem Gerücht zur Reichweite verholfen hatten.
Und um ehrlich zu sein, sind sich Öz und Ü. tatsächlich verblüffend ähnlich. Dass Ü. auch noch eine Sonnenbrille trug, machte den Streich perfekt. Nun ist Ü. unter Umständen ein wesentlich bekannterer Mann. Ob ihm das wohl gefällt? Mit seinem Schicksal wird auch er sich künftig arrangieren müssen.