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Flucht/Migration

Ärzteflucht aus der Türkei wird immer gravierender

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Symbolfoto: Viele Medizinerinnen und Mediziner sehen für sich keine rosigen Aussichten in der Türkei und entscheiden sich lieber für eine Zukunft im Ausland. Foto: Georg Wendt/dpa
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Immer mehr Ärzte verlassen die Türkei. Ein wesentlicher Grund dürften die schlechten Arbeitsbedingungen sein, aber auch der zunehmende politische Druck unter Staatspräsident Recep Tayyip Erdoğan spielt wohl eine Rolle. 

Aktuelle Daten der Türkischen Ärztekammer zeigen, dass allein im vergangenen Monat 321 türkische Ärztinnen und Ärzte Führungszeugnisse bei der Kammer beantragten – eine Zahl, die das Gesamtvolumen des Jahres 2016 übertrifft. Dieses Zeugnis ist erforderlich, wenn Ärzte im Ausland nach Anstellungen in Kliniken suchen oder sich niederlassen möchten.

Laut „Berliner Zeitung“ ist seit 2012 eine kontinuierliche Zunahme der auswandernden Ärzte aus der Türkei zu beobachten. Damals verließen lediglich 59 Ärzte das Land. In den darauffolgenden Jahren schwankte die Zahl zwischen 90 und 118 pro Jahr. Besonders seit dem Putschversuch im Sommer 2016, auf den umfangreichen Entlassungen im Staatsapparat und Verhaftungen von politischen Gegnern der Regierung folgten, hat die Auswanderung von Ärzten der Zeitung zufolge dramatisch zugenommen.

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2685 Anträge im Jahr 2022

Im Jahr 2017 beantragten bereits 484 Ärzte Führungszeugnisse, während es im Jahr 2022 erstaunliche 2685 und damit fast sechsmal so viele waren. Ein bekannter Hauptgrund für diesen Exodus sind die teils unhaltbaren Arbeitsbedingungen in staatlichen Kliniken, in denen medizinisches Personal oft Überstunden ohne angemessene Entlohnung leisten muss. Zudem werden regelmäßig Übergriffe gemeldet. In Konya kam es kürzlich zu einem tödlichen Zwischenfall, als ein Arzt erschossen wurde.

Die Türkei, die eigentlich über ausreichend und gut ausgebildetes ärztliches Personal verfügt, sieht sich seit Jahren mit einem schmerzlichen Verlust an hochqualifizierten medizinischen Fachkräften konfrontiert, was die Gesundheitsversorgung im Land bereits jetzt erheblich beeinträchtigt. Mit 19 Ärztinnen und Ärzten pro 10.000 Einwohner belegt die Türkei in Europa einen der hinteren Plätze.