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Politik

Ägypten: Übergangspräsident fordert Aussöhnung

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Ägypten bleibt tief gespalten. Nach dem Putsch demonstrieren Anhänger und Gegner des Ex-Präsidenten Mursi weiter. Was kann ein Aufruf zur Aussöhnung von Übergangspräsident Mansur bewirken? (Foto: iha)

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Ägyptens Übergangspräsident Adli Mansur (mi.) hat die verfeindeten politischen Lager nach dem Sturz des Präsidenten Mohammed Mursi Anfang Juli zur Aussöhnung aufgerufen. „Es gibt jene, die das Land ins Chaos stürzen wollen“, sagte Mansur am Donnerstag in einer Fernsehansprache. „Aber es wird keinen Weg zurück geben.“ Es müsse Gerechtigkeit und Versöhnung ausnahmslos für jeden im Land geben, versprach Mansur. Er versprach überdies die innere Sicherheit wieder herzustellen.

Seit dem Putsch gegen Mursi durch das Militär ist es in Ägypten immer wieder zu gewalttätigen Auseinandersetzungen mit Dutzenden Toten gekommen. Die Muslimbruderschaft, aus der Mursi kommt, und verbündete Organisationen kündigten für den Freitag Demonstrationen im ganzen Land an. Sie verlangen die Freilassung des gewählten Präsidenten und seine Rückkehr an die Macht. Der Höhepunkt der Kundgebungen wird nach dem abendlichen Fastenbrechen im Monat Ramadan erwartet. Sie sollen eine „Botschaft an die ganze Welt richten, dass die Mehrheit der Ägypter den Militärputsch ablehnt“, hieß es in dem Aufruf der Nationalen Allianz zur Unterstützung der Legitimität, dem Bündnis der Pro-Mursi-Kräfte.

Auch Anti-Mursi-Kräfte rufen zu Kundgebungen auf

Doch auch die Gegner der Mursi-Anhänger machen mobil. Die Jugendbewegung Tamarud (Rebellion) rief zu einer Kundgebung auf dem Tahrir-Platz in Kairo auf. Sie hatte im Juni jene Massenproteste gegen die Herrschaft Mursis organisiert, die für das Militär laut dessen Angaben den Ausschlag gaben, den Präsidenten zu stürzen. Im Internet kursierten aber auch Aufrufe, die die Bewohner der Wohnviertel rund um das Protest-Camp der Mursi-Gegner dazu aufriefen, sich am späten Freitagabend zu versammeln, um die Zusammenkunft der Muslimbrüder zu stören.

Die Armeeführung rief am Donnerstagabend alle Bürger des Landes ausdrücklich dazu auf, auf jede Gewalt zu verzichten. „Wer auch immer zu Gewalt greift und von der Friedfertigkeit abweicht, bringt sein Leben in Gefahr“, hieß es in dem Appell. Die Warnung enthielt keine Hinweise auf konkrete Gruppen oder Schauplätze.

Tatsächlich versucht die Muslimbruderschaft, die Dynamik der Proteste gegen die Absetzung Mursis durch das Militär am Leben zu erhalten. Ein Zeltlager in der östlichen Vorstadt Nasr City soll eine permanente Reserve von mehreren Tausend Demonstranten sicherstellen. An bestimmten Tagen, darunter stets der Freitag, ruft die Führung der Organisation zur „Eskalation“ auf.

Diesen Demonstrationszügen sollen sich dann auch jene Anhänger anschließen, die nicht im Protest-Camp lagern. Das Innenministerium hat aber indes klargestellt, dass es keine Straßenblockaden oder Behinderungen von Regierungsämtern dulden werde. Nach Ansicht von Beobachtern ist damit der Spielraum der Muslimbruderschaft für derartige „Eskalationen“ eingeschränkt. (dpa/dtj)