Gesellschaft
Der Brot-Opa vom Hermannplatz: Ein Berliner Alltagsheld
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Müslüm Aydın zieht täglich mit einem Einkaufswagen durch Neukölln und Kreuzberg, um Bedürftige mit Brot zu versorgen. Seit 2013 verteilt er übriggebliebenes Brot von lokalen Bäckereien an Obdachlose am Hermannplatz.
Jeden Morgen schiebt der 54-jährige Müslüm Aydın seinen Einkaufswagen über die Bordsteine der Hermannstraße, der Sonnenallee und des Kottbusser Damms. Dort warten schon abgepackte Tüten mit Brot vom Vortag auf ihn. Nach seiner Tour kehrt Aydın regelmäßig zum Hermannplatz zurück, um seine Säcke und Kartons abzuladen.
Hier wartet eine Gruppe von Bedürftigen auf ihre tägliche Ration. Der gebürtige Türke, der seit 2001 in Berlin lebt, wird von den Menschen liebevoll „Brot-Opa“ genannt. Seit 2013 verteilt Aydın Brot, das in lokalen Bäckereien übrig bleibt, an jene, die es dringend benötigen.
Hilfe ohne Vorurteile
Aydın kennt die Not aus seiner Heimat Türkei, wo er oft erlebte, wie Missernten zu Hunger führten. Diese Erfahrung motivierte ihn, als er sah, wie ein Bäcker am Ende des Tages große Mengen Brot wegwarf, während gleichzeitig Menschen im Müll nach Essen suchten. Um den Bedürftigen die Scham zu nehmen, beschloss er, das Brot direkt zu ihnen zu bringen. „Viele denken, dass die Menschen, die auf der Straße leben, nur Drogen nehmen. Das stimmt nicht“, betont er.
Für sein Engagement wurde Aydın bereits vom Neuköllner Bezirksbürgermeister geehrt, doch die größte Anerkennung ist für ihn das Lächeln der Menschen, denen er hilft. In einem Interview mit dem Rundfunk Berlin-Brandenburg erklärte Aydın, dass er nicht nach den Hintergründen der Menschen fragt.
Ihm sind die Menschen selbst wichtig. Nach seiner Schicht als „Brot-Opa“ geht Aydın seiner Tätigkeit als Lagerarbeiter nach. Während er arbeitet, packen die Bäckereien bereits die nächsten Brottüten für ihn.