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EURO2024

Deutsche Fußball-Kommentatoren bei Türkei-Spielen in der Kritik

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Bastian Schweinsteiger, ehemaliger Nationalspieler, und Esther Sedlaczek, Fernsehmoderatorin bei der ARD, unterhalten sich vor einem EM-Spiel. Foto: Arne Dedert/dpa
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Deutsch-Türken müssen sich auch bei der EM zwischen den Medien beider Länder entscheiden. Deutsche Sender liefern hochwertige Bilder und informative Berichterstattung. Im Gegensatz dazu sind türkische Übertragungen bekannt für ihren emotionalen Kommentarstil. Viele türkische Zuschauer bevorzugen türkische Kanäle. Warum ist das so?

Ein Beispiel, das dieses Phänomen verdeutlicht, ist der Fall des ehemaligen Fußballstars Mesut Özil. Als langjähriger „Zehner“ der deutschen Nationalmannschaft wurde Özil bei Erfolgen gefeiert, bei Fehlern jedoch scharf kritisiert. Kommentatoren wie Bela Rethy machten keinen Hehl daraus, wie wenig sie von Özils Leistungen hielten, was teilweise Ausmaße von Mobbing annahm.

Obwohl Özils Karriere und seine Hinwendung zum türkischen Nationalismus Rethy nicht in seinem Urteil bestätigten, wurde das oft genutzt, um Kritik an Özil zu rechtfertigen. Nach dem Rückzug sowohl von Özil als auch von Rethy aus dem aktiven Fußballgeschäft bleibt die Kritik an den deutschen Kommentatoren bestehen, zumindest bei den Deutsch-Türken.

Özil wurde seinerzeit regelrecht gemobbt

Das zeigte sich erneut beim Spiel zwischen der Türkei und Tschechien (2:1), das die ARD übertrug. Viele türkische Fans äußerten während und nach der Partie ihren Unmut über die Kommentare von Almuth Schult und Gerd Gottlob, die das Spiel für den Sender begleiteten. Besonders ein Kommentar von Schult stieß auf viel Gegenwind, die bedauerte, dass ein abgepfiffenes Tor der Tschechen nicht zählte.

Zum einen, weil dieser Kommentar sehr subjektiv war, zum anderen, weil ein weiteres reguläres Tor für Tschechien zu jenem Zeitpunkt das EM-Aus für die Türken bedeutet hätte. In den sozialen Medien warfen User den deutschen Kommentatoren vor, „immer gegen die Türkei“ zu sein. Während positive Aktionen der türkischen Spieler, wie die von Kapitän Hakan Çalhanoğlu und Barış Alper Yılmaz, durchaus gelobt wurden, empfanden viele Zuschauer die Berichterstattung insgesamt als tendenziös zugunsten der Tschechen.

EM-Turnierbaum: Wann frühestens ein Duell Türkei-Deutschland möglich wäre

Verschlüsselt: TRT nicht immer eine Option bei diesem Turnier

Insgesamt war das Spiel ein offener Schlagabtausch, und das spiegelte sich auch in der Leistung der Kommentatoren wider. Dennoch bleibt die Frage, wie eine ausgewogene Berichterstattung aussehen könnte, die sowohl die deutsch-türkischen Zuschauer zufriedenstellt als auch den Ansprüchen eines internationalen Publikums gerecht wird.

Den türkischen Fans im Ausland bleibt zumindest bei dieser EM selten eine andere Wahl als die deutschen Sender zu schauen, denn der türkische Staatssender TRT erwarb zwar die Rechte für die Übertragung des Turniers. Doch mit Anpfiff ist der Sender für die Türken im Ausland oftmals verschlüsselt. Ihnen bleiben dann meist nur Streams auf dubiosen Seiten.

Das Achtelfinale gegen Österreich wird übrigens gar nicht im Free TV gezeigt. Die Rechte für die Übertragung sicherte sich Magenta TV.