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Politik

Die Türkei will bis 2053 klimaneutral werden – und Gas nach Europa liefern

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Einem ambitionierten Plan zufolge soll die Türkei bis 2053 klimaneutral werden. Auf dem Weg dorthin möchte sich das Land als Energiebrücke für Europa neu erfinden. Einfach wird das nicht.

Die Türkei will klimaneutral werden. Ähnlich wie die EU, möchte das Land die klimaschädlichen CO2-Emissionen bis zum Jahr 2053 auf „netto Null“ reduzieren. Wie das gelingen soll, steht in einem detaillierten Bericht, den das türkische Energieministerium in der vergangenen Woche veröffentlichte.

Auf dem Weg dorthin spielen erneuerbare Energien eine entscheidende Rolle. So plant das Land, die Kapazitäten von Photovoltaik und Windenergie massiv auszubauen. Heute decken sie etwa 16 Prozent des Strombedarfs. Bis zum Jahr 2035 soll sich der Anteil verdreifachen.

Die Türkei als Energieversorger Europas?

Berechnungen der türkischen Regierung zufolge müssen dafür in den kommenden drei  Jahrzehnten 5.000 Megawatt Solar- und 3.000 Megawatt Windkapazität aufgebaut werden – wohlgemerkt pro Jahr. Ein ambitioniertes Ziel.

So möchte die Türkei auch als Lieferant von grünem Wasserstoff für andere Länder fungieren. Das hatten Bundeswirtschafstminister Robert Habeck (Grüne) und der türkische Energieminister Fatih Dönmez (parteilos) auf einem Treffen vereinbart. Die Türkei möchte sich so als Energie-Brücke für Europa etablieren.

Leitungsnetz der Türkei mit Europa verbunden

Derweil rückt klassisches Erdgas in den Fokus der türkischen Energiepolitik. Zwar importiert das Land bislang Gas aus Russland und Aserbaidschan. Damit soll aber bald Schluss sein. Noch vor den Türkei-Wahlen am 14. Mai soll im Schwarzen Meer Gas gefördert werden. Sie soll später ein Drittel des Eigenverbrauchs decken können.

Aber damit nicht genug: Die Türkei möchte auch Gas exportieren. Möglich ist das, weil die Türkei über ein Leitungsnetz verfügt, das über Bulgarien und Griechenland mit der EU verbunden ist. Bislang sind die Pipelines aber kaum ausgelastet. Und auch das soll sich ändern.

Gas aus Turkemenistan, Israel und dem Irak?

Nach Plänen der türkischen Regierung könnte das Land am Bosporus Gas aus anderen Ländern nach Europa weiter pumpen. Aber woher soll der fossile Energieträger in so rauen Mengen kommen? Der türkische Vize-Energieminister Alparslan Bayraktar denkt großräumig – und zum Beispiel an Turkmenistan.

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Potentielle Lieferanten könnten aber auch Israel oder der Irak sein. Zugleich tun sich mit ihnen neue Hindernisse auf. Der Irak, politisch instabil, verhängte zuletzt einen Lieferstopp für Öl aus den halb-autonomen Kurden-Gebieten. Israel wird sich indes kaum an einem Pipeline-Bau von den eigenen Offshore-Fördergebieten im Mittelmeer in die Türkei beteiligen. Der ungelöste Streit mit der EU um das geteilte Zypern steht dem im Wege.

Die Bestrebungen der türkischen Energiepolitik sind, vor allem in Sachen erneuerbare Energien, bemerkenswert. Die Gas-Lieferoffensive steht dem allerdings entgegen. Hinzu kommt: Sie erscheint wenig realistisch. Zumindest das ist gut für die ambitionierten Klimaziele des Landes.

 

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