Politik
Einstiger türkischer Parteiführer und Erbakan-Weggefährte Recai Kutan gestorben
Recai Kutan ist tot. Der türkische Politiker wurde 94 Jahre alt und erlangte vor allem als Weggefährte von Necmettin Erbakan Bekanntheit.
Mehmet Recai Kutan, Gründer der Saadet-Partei und einer der Pioniere der Milli Görüş-Bewegung in der Türkei, ist im Alter von 94 Jahren verstorben. Abdulkadir Karaduman, Mitglied des Generalvorstands der Saadet-Partei, gab Kutans Tod auf der Social-Media-Plattform X bekannt. In seiner Nachricht erklärte Karaduman: „Unser geschätzter Ältester, Recai Kutan, der großen Einfluss auf uns alle hatte, ist verstorben. Ich bete zu Allah um Barmherzigkeit für unseren geliebten Ältesten und wünsche unserer Gemeinschaft Kraft und Geduld.“ Der türkische Politiker lag bis zuletzt aufgrund einer Infektion in einem Krankenhaus, wann genau er starb, wurde nicht bekanntgegeben.
Kutan wurde am 5. April 1930 in Malatya geboren. Seine Schulbildung schloss er in Malatya ab, bevor er 1952 seinen Abschluss an der Bauingenieurfakultät der Technischen Universität Istanbul machte. Kutan arbeitete 17 Jahre lang bei der staatlichen Wasserbehörde und gründete das Türkische Ingenieurberatungsunternehmen. Von 1974 bis 1980 war er stellvertretender Vorsitzender der Milli Selamet Partisi (MSP).
Minister in den 1970er und 90er Jahren
1977 wurde Kutan als Abgeordneter für Malatya gewählt und diente im selben Jahr in der Koalitionsregierung als Minister für Wohnungsbau und Stadtentwicklung. Nach dem Putsch vom 12. September 1980 saß er zusammen mit anderen MSP-Funktionären für 9,5 Monate im Gefängnis. 1983 wurde er stellvertretender Vorsitzender der neugegründeten Refah-Partei und zog erneut als Abgeordneter für Malatya ins Parlament ein. Von 1996 bis 1997 war er im 54. Kabinett unter Necmettin Erbakan als Minister für Energie und natürliche Ressourcen tätig.
Nach dem Verbot der Refah-Partei und der Absetzung Erbakans wurde Kutan zum Vorsitzenden der neu gegründeten Fazilet-Partei gewählt und kehrte nach den Wahlen von 1999 ins Parlament zurück. Nach dem Verbot der Fazilet-Partei war er 2001 einer der Gründer der Saadet-Partei und übernahm deren Gründungsvorsitz. 2008 trat er sein Amt an Numan Kurtulmuş ab, blieb jedoch Mitglied des Hohen Beratungsrats der Partei. Weder Fazilet noch Saadet konnten als Vertreter des religiös-konservativen Spektrums die einstige Reichweite der Refah erreichen, vor allem nach der Gründung der AKP verlor Saadet endgültig an Bedeutung.
Kutan sprach fließend Englisch, Arabisch und Französisch. 1954 heiratete er Mebrure Kutan, das Paar hatte drei Kinder. Seine Frau starb 2009 an Krebs.