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Politik

Ex-AKP-Spitzenpolitiker zu Syrien: „Israel ist der größte Profiteur“

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Auf dem Bild ist Bülent Arınç (r.) während seines Interviews mit Armağan Çağlayan zu sehen. Foto: Screenshot/EkolTv
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Bülent Arınç, ein ehemaliges Schwergewicht der AKP und früherer Präsident des Türkischen Parlaments, hat die geopolitischen Entwicklungen in Syrien erstaunlich offen eingeordnet. Israel sieht er als größten Profiteur des Nahostkonflikts.

Knapp zwei Wochen nach dem Sturz des langjährigen syrischen Präsidenten Bashar al-Assad steht das Land vor enormen Herausforderungen: Kriegszerstörungen, fehlende Stabilität und zahlreiche ungelöste humanitäre und wirtschaftliche Probleme prägen das tägliche Leben.

Doch während die Menschen in Syrien einen Neuanfang und Wiederaufbau des Landes herbeisehnen, sind es vor allem die geopolitischen Akteure, die das Schicksal des Landes weitgehend bestimmen. Einer dieser Akteure ist die Türkei. Bülent Arınç, der in der Vergangenheit eine zentrale Rolle innerhalb der Regierungspartei AKP innehatte, äußerte sich in Bezug auf Syrien und insbesondere auf die Rolle Israels.

„Der größte Gewinner ist ganz klar Israel“

Im Interview mit „Ekol TV“ erklärte er: „Israel hat von den jüngsten Entwicklungen in Syrien am meisten profitiert. Es hat unverhofft seine Kontrolle über die Golanhöhen und deren strategische Wasserquellen wiedererlangt. Israel zerstörte Schiffe und bombardierte Flugzeuge, ohne dass die internationale Gemeinschaft groß protestierte. Der größte Gewinner dieser ganzen Situation ist ganz klar Israel. Es hat den Iran geschwächt, Gaza zerstört und nun auch Syrien destabilisiert. Russland hingegen ist mit dem Ukraine-Krieg völlig überlastet und hat wenig Einfluss auf das Geschehen in der Region.“

Arınç bezog sich auf die geopolitischen Veränderungen und die strategischen Interessen Israels in der Region, die dem Land erhebliche Vorteile gebracht hätten, während andere Großmächte, darunter Russland, im Vergleich weniger handlungsfähig erschienen. Ohnehin scheint Israel derzeit keine Anstalten zu machen, seine Ambitionen in Syrien aufzugeben.

Lob für Ex-Ministerpräsident Davutoğlu

Darüber hinaus wies Arınç darauf hin, dass die Türkei dringend Fachleute brauche, die mit den politischen, ethnischen und sozialen Realitäten Syriens vertraut seien, um ihre Interessen in der Region wahrzunehmen. Insbesondere Ahmet Davutoğlu, ehemaliger Ministerpräsident und Außenminister der Türkei, wurde von Arınç als geeignete Person genannt, um die Türkei in dieser komplexen geopolitischen Landschaft zu vertreten.

„Davutoğlu kennt Syrien in- und auswendig. Er wusste genau, welche Gruppen in welchem syrischen Dorf leben, wie die demografische und ethnische Struktur aussieht. Wir brauchen diese Expertise jetzt, sowohl auf politischer Ebene als auch in der kulturellen Kommunikation, um im Syrienkonflikt erfolgreich zu handeln.“ Davutoğlu, der seit einigen Jahren in der Opposition ist und eine eigene Partei gegründet hat, hatte zuletzt die Syrien-Politik der türkischen Regierung als „richtig“ bezeichnet und zugegeben, nie wirklich mit der AKP gebrochen zu haben.

„Je eher, desto besser!“

Arınç plädierte dafür, dass die Türkei eine größere Rolle bei der Neugestaltung Syriens übernehmen sollte. Es sei nun wichtig, Einfluss zu nehmen und „Menschen, die in der Lage sind, Syrien zu verstehen und zwischen den verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen zu vermitteln“, einzusetzen. Er schlägt vor, nicht nur Politiker, sondern auch Persönlichkeiten aus Kultur und Gesellschaft für diese Aufgabe zu gewinnen.

Arınç schloss mit dem Appell, dass die Türkei nun dringend handeln müsse und geeignete Vertreter in den Syrien-Prozess entsenden solle – „je eher, desto besser“, so der ehemalige AKP-Politiker.