Wirtschaft
EZB und FED: Deutliche Zinsanhebung für September erwartet
Die US-Notenbank Fed hat im Kampf gegen die Inflation weitere Leitzinserhöhungen in Aussicht gestellt. Auch in Europa wird eine deutliche Anhebung erwartet.
Das österreichische Ratsmitglied der Europäischen Zentralbank (EZB), Robert Holzmann, hat angesichts der hohen Inflation in Europa eine weitere deutliche Straffung der Geldpolitik gefordert. Ein Zinsschritt um 0,5 Prozentpunkte sei aus seiner Sicht das Minimum, sagte Holzmann der Nachrichtenagentur Bloomberg am Freitag beim US-Notenbanktreffen in Jackson Hole. Doch auch eine Anhebung um 0,75 Prozentpunkte solle bei der nächsten EZB-Ratssitzung im September diskutiert werden, so Holzmann weiter.
Die Notenbank hatte den Leitzins in der Eurozone im vergangenen Monat erstmals seit 2011 erhöht – und zwar unerwartet kräftig um 0,5 Prozentpunkte. Holzmann ist unter den Top-Vertretern der EZB als Verfechter einer straffen Linie bekannt und hatte sich bereits in der Vergangenheit wiederholt für deutlich höhere Zinsen stark gemacht.
Fed-Chef will Kampf gegen Inflation fortsetzen
„Die Wiederherstellung der Preisstabilität wird wahrscheinlich die Fortsetzung einer restriktiven Geldpolitik für einige Zeit notwendig machen“, sagte der Vorsitzende der US-Notenbank (Fed), Jerome Powell, der ebenfalls an der Notenbankkonferenz in Jackson Hole teilnahm. Das „überragende Ziel“ der Fed sei es, den Zielwert für die Inflation von zwei Prozent wieder zu erreichen. Ein zu zögerliches Vorgehen würde nur die langfristigen Kosten erhöhen, sagte Powell. Er versuchte die Marktspekulationen auf eine Zinssenkung im kommenden Jahr zu dämpfen. Die historische Erfahrung sprächen dagegen, die Geldpolitik zu früh zu lockern.
Powell gab jedoch noch keine klaren Signale für die nächste Zusammenkunft. „Unsere Entscheidung auf der September-Sitzung wird von der Gesamtheit der eingehenden Daten und den sich entwickelnden Aussichten abhängen“, sagte der Notenbanker. Es könnte jedoch ein erneut „außergewöhnlich großer“ Zinsschritt notwendig werden. An den Märkten wird spekuliert, dass die Fed den Leitzins um 0,50 oder 0,75 Prozentpunkte anheben könnte.
Schon vier Mal erhöht
Die US-Notenbank hatte ihren Leitzins auf der jüngsten Sitzung im Juli um 0,75 Prozentpunkte auf 2,25 bis 2,50 Prozent erhöht. Es war der vierte Anstieg des Leitzinses seit Beginn der Corona-Pandemie – und der zweite in Folge um 0,75 Prozentpunkte. Der Grund ist die sehr hohe Inflation. Die Jahresrate hatte im Juli bei 8,5 Prozent gelegen. Die Fed strebt eine Rate von zwei Prozent an.
Das Umfeld für die Notenbank ist schwierig. Die hohe Inflation spricht für weitere Zinserhöhungen. Gleichzeitig hat sich die Konjunktur zuletzt merklich abgekühlt und ist in eine sogenannte technische Rezession gerutscht. Das Bruttoinlandsprodukt der USA war zwei Quartale in Folge geschrumpft. Gleichzeitig zeigt sich der Arbeitsmarkt sehr robust. Powell hat daher erneut die Datenabhängigkeit der Entscheidungen der Fed betont.
Die US-Aktienmärkte gaben nach Powells Aussagen nach. Der Euro geriet nach Gewinnen wieder unter Druck und fiel unter die Parität zum US-Dollar. Die Renditen am US-Anleihemarkt sanken ein wenig.
Im Gegensatz zur Fed hat die türkische Zentralbank den Leitzins in den letzten Monaten unverändert belassen oder gar gesenkt. Die sehr hohe Inflation ging dadurch allerdings nicht wie erhofft zurück – im Gegenteil.
dpa/dtj