Flucht/Migration
Großes Datenleck: Über 3,3 Millionen syrische Flüchtlinge in der Türkei betroffen

Ein schwerwiegendes Datenleck hat die persönlichen Ausweisinformationen von über 3,3 Millionen syrischen Flüchtlingen preisgegeben, die in der Türkei Zuflucht gesucht haben. Dies geschah zeitgleich mit einer Zunahme rassistischer Angriffe auf Syrer in mehreren türkischen Städten, was die Sicherheitslage für die Betroffenen weiter verschärft.
Die Passdaten von über 3,3 Millionen syrischen Flüchtlingen in der Türkei wurden online geleakt, wie die Seite middleeasteye.net berichtet. Diese Veröffentlichung erfolgte vergangenen Woche auf dem Telegram-Konto „Turkey Insurrection“, das Scans der ersten und zweiten Seiten der Pässe syrischer Staatsangehöriger teilte und zu Angriffen aufrief. Zu entnehmen waren nicht nur die Namen der Menschen, sondern auch ihre Anschriften.
Das türkische Innenministerium bestätigte das Leck, erklärte jedoch, dass die Datei offenbar nicht aktuell sei. Der Telegram-Kanal und sein Backup wurden geschlossen. Ein 14-Jähriger, der den Kanal betrieben haben soll, wurde laut den Behörden identifiziert und in Obhut genommen.
„Wir sind hier nicht erwünscht und haben keinen Ort mehr, an den wir gehen können“
Das Leck löste bei vielen syrischen Flüchtlingen große Besorgnis aus. Riad, ein Syrer in Istanbul, befürchte laut middleeasteye.net, dass das syrische Regime die Daten nutzen könnte, was eine Rückkehr nach Syrien unmöglich mache. „Wir sind hier nicht erwünscht und haben keinen Ort mehr, an den wir gehen können“, sagte er.
Die Veröffentlichung der Passdaten fiel mit einer Welle rassistischer Gewalt zusammen. In Kayseri eskalierte die Situation nach Vorwürfen gegen einen Syrer wegen sexueller Belästigung. Dies führte zu Angriffen auf syrische Geschäfte und Häuser. Die Unruhen breiteten sich auf Städte wie Adana, Hatay und Gaziantep aus. In Antalya wurde ein 17-jähriger Syrer bei einem Angriff getötet.
Die Gewalt und das Leck haben die Spannungen zwischen einem Teil der türkischen Bevölkerung und den syrischen Flüchtlingen weiter verschärft, was die ohnehin schwierige Lage der Geflüchteten verschlimmert. Regierung und Opposition beschuldigen sich gegenseitig, für die Situation verantwortlich zu sein. Präsident Recep Tayyip Erdoğan kündigte in dieser Gemengelage erneut an, sich ein Treffen mit dem syrischen Machthaber Bashar al-Assad in der Türkei vorstellen zu können, was einer Wiederannäherung zwischen beiden Regierungen gleichkäme.