Bildung & Forschung
Integrationsbarometer: Gebildete Musliminnen sind weiterhin willkommen
Alle zwei Jahre untersuchen Sachverständige, wie die Integration von Zuwanderern beurteilt wird. Der von ihnen erstellte Index liegt aktuell bei 66,3 Punkten. Zwei Jahre zuvor waren es 68,5 Punkte.
Die Mehrheit der Bevölkerung sieht das Integrationsklima in Deutschland weiterhin positiv – allerdings ist das Bild heute nicht mehr so ungetrübt wie noch vor zwei Jahren. Das zeigt eine repräsentative Untersuchung des Sachverständigenrats für Integration und Migration (SVR), für die zwischen November 2023 und Anfang Juli 2024 bundesweit mehr als 15.000 Menschen mit und ohne Migrationshintergrund befragt worden waren.
Die Einschätzung der Menschen aus ihren Alltagserfahrungen heraus sei insgesamt überwiegend positiv, während in der öffentlichen Debatte um Migration „durchaus Momente des fiebrigen Ansteigens des Diskurses“ zu beobachten seien, sagt der SVR-Vorsitzende, Hans Vorländer.
Lehrkräftemangel und mangelnde Ausstattung der Schulen
Skeptischer als bei der zurückliegenden Befragung äußerten sich Menschen ohne ausländische Herkunft vor allem zur Integration im Bildungsbereich sowie in der Nachbarschaft. Die Forscher hatten beispielsweise gefragt, ob man das eigene Kind an einer Schule mit heterogener Schülerschaft anmelden würde.
Unter Eltern ohne Migrationsgeschichte würden dies den Angaben zufolge 55 Prozent tun, nach rund 65 Prozent zwei Jahre zuvor. SVR-Mitglied Marc Helbling vermutet, dass hier auch Faktoren wie der Lehrkräftemangel oder eine mangelnde Ausstattung der Schulen eine Rolle spielten.
Aufnahmebereitschaft bei Frauen höher
Hoch ist die Bereitschaft zur Aufnahme von Geflüchteten laut Untersuchung nach wie vor, wenn es um politisch Verfolgte und Kriegsflüchtlinge geht. Für Menschen, die wegen Armut im Heimatland nach Deutschland kommen, gelte das nicht. Die Aufnahmebereitschaft sei grundsätzlich höher, wenn es um geflüchtete Frauen geht.
Das Asylbegehren einer muslimischen Frau mit Hochschulabschluss, die vor Krieg flieht, wurde demnach von 98,2 Prozent der Befragten positiv bewertet, während das Schutzersuchen lediglich von 48,5 Prozent der Bevölkerung unterstützt wird, wenn es sich um einen muslimischen Mann ohne Schulabschluss handelt, der vor Armut flieht.
Wirtschaftliche Lage dämpft Aufnahmebereitschaft
Dass die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland „nicht mehr so rosig“ sei, ist nach Einschätzung von Vorländer auch ein Grund dafür, dass inzwischen laut Befragung mehr Menschen in Westdeutschland der Auffassung sind, die Anzahl der aufgenommenen Flüchtlinge sei „eine Bedrohung für den Wohlstand in Deutschland“.
Dieser Aussage stimmen im Westen Deutschlands 36,7 Prozent der Menschen zu – ein Anstieg von 13,5 Prozentpunkten seit der vorletzten Erhebung im Jahr 2018. In Ostdeutschland liegt der Wert – weitgehend unverändert – bei 46,7 Prozent. Gefördert wird das Integrationsbarometer vom Bundesinnenministerium und den Ländern.
dpa/dtj