Gesellschaft
„Ziele der Terroristen widersprechen eindeutig Werten des Islam“
In Anbetracht der Barbarei der IS-Terrormiliz im Irak und in Syrien meldete sich auch die Schura Niedersachsen mit einer deutlichen Verurteilung zu Wort und erklärte sich mit verfolgten Christen und Jesiden solidarisch.
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Die Gräueltaten der IS-Terrormiliz, die auch zahlreiche so genannte „Djihadisten“ aus Deutschland in ihren Reihen hat und sogar über ein Sympathisantenumfeld verfügt, das sich auch in sozialen Medien präsentiert, haben auch in unserem Land Empörung und Entsetzen in der muslimischen Community ausgelöst.
Die Schura Niedersachsen e.V. als größter islamischer Dachverband des nordwestlichen Bundeslandes hat sich nun mit einer eigenen Erklärung den Fatwas und Lehrmeinungen zahlreicher weiterer islamischer Geistlicher, Gelehrter, Rechtsschulen und Einrichtungen in aller Welt angeschlossen und eine deutliche Absage am grundlegend falschen und zum Teil komplett fehlenden Islamverständnis der Terroristen und ihrer Anhänger zum Ausdruck gebracht.
Darin geben die Verfasser der Erklärung, Avni Altiner und Firouz Vladi, die sich namens des Vorstandes zu Wort melden, zu bedenken, dass die islamische Tradition stets Raum für Andersgläubige gelassen und diesen Freiraum und die Möglichkeit zur Selbstentfaltung gegeben habe.
„Dass in wichtigen islamischen Ländern wie der Türkei, Syrien, Irak, Iran, Ägypten oder Palästina bis heute andere, z.T. vorchristliche Religionsgemeinschaften existieren, hat etwas mit dem Toleranzkonzept des Islam zu tun“, betont die Schura. „Trotz Verirrungen und Missgriffen im Verlaufe der Geschichte standen die monotheistischen Religionen sowie ihre Konfessionen, insbesondere auch Christen und Juden, im Iran auch Zoroastrier, unter dem besonderen Schutze des islamischen Rechts.“
„Kalifat“ ohne jedwede Autorität
Dass die Terroristen des so genannten „Islamischen Staates“ diese Tradition bewusst mit Füßen treten und damit auch die Lehren des Islam missachten, zeige ebenso, dass diese Bewegung eher europäischen totalitären Einflüssen als traditionell-muslimischen zugeneigt ist, wie ihre undurchsichtigen Finanzierungsquellen.
„Was ist heute im Irak und in Syrien daraus geworden? Unter dem Namen ‚Islamischer Staat‘ (IS), einer durch nichts autorisierten Terrorgruppe, wird diese gute Tradition in ihr genaues Gegenteil verkehrt. Statt Toleranz und Zusammenleben wird ein Abbild der europäisch-mittelalterlichen Inquisition praktiziert, finanziert und ausgerüstet aus nicht ganz durchsichtigen Quellen; Quellen aber, die vor Gott und der Geschichte Mitschuld am Massenmord tragen.“
Der Schura-Vorsitzende Avni Altiner (Foto) macht vor diesem Hintergrund unmissverständlich deutlich, wem die Sympathien und die Anteilnahme der islamischen Community in Niedersachsen gelten: „Ziele und Taten dieser Terroristen und ihrer Hintermänner widersprechen den Werten des Islam, ebenso den universellen Menschenrechten. Jesiden und Christen Iraks sowie die wechselseitig betroffenen islamischen Konfessionen haben das volle Mitgefühl und die Solidarität der Muslime in Niedersachsen.“
Gefährdete Jugendliche wieder zurückholen
Über historische und politische Ursachen lasse sich trefflich streiten, betont man seitens der Schura. Schuldzuweisungen nützten heute jedoch nicht; vielmehr komme es darauf an, die weitere Ausbreitung von Terror und Gewalt zu stoppen. Schura Niedersachsen übernehme auch hier Verantwortung und arbeite dazu auch mit dem Land zusammen. Schura orientiere sich an einem Islam der Mitte, jenseits jeglicher inquisitorischer oder liberalistischer Positionen.
Allerdings mahnte Altiner auch davor, für Radikalisierung anfällige Jugendliche kampflos den Extremisten zu überlassen. „Von Sympathisanten von Salafismus und Djihadismus, besonders radikalisierten Jugendlichen dürfen wir uns nicht abwenden, wir müssen weitere große Anstrengungen unternehmen, diese wieder in die Mitte einer pluralen und an den Werten des Grundgesetzes orientierten Gesellschaft zurückzuholen“, so der Vorsitzende. Zu solcher aufgeklärter Kommunikation gehöre es auch, die muslimischen Jugendlichen aus Schulen, Moscheen und Familien in der Mitte der Gesellschaft zu halten.