Politik
Luxus-Projekt in Berlin: Türkische Firma zahlungsunfähig
In der Türkei nahezu unantastbar, in Deutschland finanziell in Schwierigkeiten. Ein ansehnliches Bauprojekt mitten in Berlin-Friedrichshain gerät erneut ins Stocken, weil der Bauherr zahlungsunfähig ist. Dieser ist ein bekannter Name in der Türkei.
„Upside Berlin erhebt sich als beeindruckendes Beispiel moderner Stadtarchitektur im Herzen von Friedrichshain, direkt am Ufer der Spree, in einem Viertel, das als Wohnort der neuen Generation definiert wird“, so wirbt Tayfur Demirören auf der Webseite mikare.com.tr für das Upside Berlin-Projekt. Ursprünglich sollten hier zwei Wohntürme namens Max und Moritz errichtet werden, wobei etwa 180 Eigentums- und mehr als 200 Mietwohnungen geplant waren. Ein Teil des Gebäudes mit erstklassiger Lage an der Spree ist bereits vermietet, verkauft und bewohnt, aber das Projekt ist noch nicht abgeschlossen.
Dahinter steckt ein Bruder von Yıldırım Demirören, der in der Türkei als Leiter des regierungsnahen Mischkonzerns Demirören Holding mit mehreren Medienhäusern und Energiefirmen sowie zeitweise als Vorsitzender des türkischen Fußballverbands TFF bekannt ist. Tayfur Demirören gründete 2014 die Firma Mikare Real Estate GmbH und übernahm 2017 das Bauprojekt „Upside Berlin“. Ursprünglich wurde es 2014 von einer Tochtergesellschaft der Zech Group ins Leben gerufen, stockte jedoch nach einiger Zeit. Demirören hatte das Ziel, das Projekt bis 2020 abzuschließen, und warb auch in der Türkei dafür. Türkischen Medienberichten zufolge haben bereits einige prominente Persönlichkeiten aus der türkischen Gesellschaft Wohnungen erworben.
Demirörens Firma insolvent
Jetzt gerät das Projekt erneut ins Stocken, wie aus einem Insolvenzschreiben hervorgeht. Der Projektverwalter Max und Moritz Quartier Friedrichshain GmbH, an dem die Mikare Real Estate GmbH beteiligt ist, ist zahlungsunfähig. Im Februar 2020 hatte dieser einen Kredit von über 240 Millionen Euro aufgenommen. Da Demirörens Firma den vereinbarten Betrag nicht rechtzeitig an den Darlehensgeber Barings zurückzahlen konnte, wurde sie verklagt. Das Amtsgericht Charlottenburg hat Maßnahmen zur Zwangsvollstreckung angeordnet, und der Insolvenzverwalter Christian Otto wurde eingeschaltet. Ein Sprecher von Christian Otto erklärte gegenüber der Berliner Morgenpost, dass Otto derzeit in Gesprächen mit den wesentlichen Beteiligten sei, um den Aufwand für die Fertigstellung und den entsprechenden Finanzbedarf zu ermitteln.
Architekt glaubt an Fortsetzung
Der Architekt dieses ansehnlichen Projekts, Tobias Nöfer, hegt jedoch die Hoffnung, dass es doch noch fertiggestellt werden kann. Die Berliner Morgenpost zitiert Nöfer mit den Worten: „Ich sehe gute Chancen, dass weitergebaut wird. (…) Und der Bedarf an Wohnungen ist ja nach wie vor da.“ Regierungskritische türkische Medien wie gazeteduvar sehen den Fall Demirören in Berlin als ein Vorbild für die Türkei. Die Demirören-Gruppe wird in der Türkei als regierungsnah angesehen und erhielt vor einigen Jahren einen Kredit von der Ziraat Bank. Beobachter vermuten, dass die Gruppe den Kredit nicht zurückzahlt und im Gegenzug Propaganda für die türkische Regierung betreibt.