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Millionenraub von Bremen: Verbindungen in die türkische Unterwelt?

  • Dezember 19, 2024
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Millionenraub von Bremen: Verbindungen in die türkische Unterwelt?

Im Falls des spektakulären Diebstahls von 8,2 Millionen Euro aus einer Bremer Geldtransport-Firma kommen immer mehr Verwicklungen in die organisierte Kriminalität ans Licht. Im Zentrum steht Yasemin G., die Tatverdächtige, und ein Mann, der von ihr als Drahtzieher genannt wurde: Yiğit T.

Yiğit T., in Bremen unter dem Spitznamen „Blondy“ bekannt, soll seit Jahren in Izmir leben und in ein Netzwerk organisierter Kriminalität eingebunden sein. Nach Recherchen des türkischen Journalisten Ümit Erkan Demircan, der für die Zeitung „Sabah“ berichtet, pflege T. enge Verbindungen zur Callcenter-Betrugsmaschinerie, die ältere Menschen in Deutschland um Millionen betrügt.

Diese Masche nutzt unter anderem den Enkeltrick und gefälschte Identitäten, um Vertrauen zu erschleichen und hohe Summen zu erbeuten. Die Basis für diese Geschäfte soll von Amar S., einem Bremer Clanmitglied, mitbegründet worden sein. Der flüchtete 2012 aus einer Zelle im Landgericht Bremen in die Türkei und baute dort eine Betrügerbande auf, bevor er 2021 verhaftet wurde.

Yasemin G. und der Millionencoup

Deutsche und türkische Behörden konnten damals Vermögen im Wert von 60 Millionen Euro sicherstellen – ein Hinweis darauf, wie lukrativ das Geschäft ist. Yasemin G. schilderte während des Bremer Prozesses, wie sie von Yiğit T. überredet worden sei, den Raub zu begehen. T. soll den Abtransport der Millionen sowie ihre Flucht in die Türkei organisiert haben.

Dort tauchte G. in die Tiefen der organisierten Kriminalität ein, suchte bei einflussreichen Personen Zuflucht und versuchte, ihren Anteil der Beute einzufordern – offenbar vergeblich. Sie gibt an, lediglich 20.000 Euro erhalten zu haben, während der Großteil des Geldes bei T. verblieben sein soll.

Verleugnung und Anschuldigungen

T. bestreitet jegliche Verwicklung in den Fall. In einem Gespräch mit Demircan habe er erklärt, Yasemin würde lügen, um andere Hintermänner zu schützen. Doch die Aussagen der Frau, die Verbindungen zu Callcenter-Betrügern und die strukturierten Geldflüsse in die Türkei zeichnen ein anderes Bild. Deutsche und türkische Ermittlungsakten belegen, dass T. zeitweise als Kurier für die Bande tätig war.

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Viele der Verdächtigen, die in den türkischen Ermittlungsakten auftauchen, haben Wurzeln in Bremen oder leben dort. Die Stadt scheint eine Drehscheibe für Verbindungen zwischen Deutschland und der organisierten Kriminalität in der Türkei zu sein. Der Clan um Amar S., der auch T. nahestehen soll, spielt hierbei eine zentrale Rolle. Über Kuriere, geschmuggelte Luxusgüter und illegale Bankensysteme fließen die Millionen ins Ausland.

Ein komplexes Netz

Obwohl der Prozess gegen Yasemin G. in Bremen abgeschlossen ist, bleiben noch viele Fragen offen. Die Bremer Staatsanwaltschaft hält sich bedeckt, was die Ermittlungen gegen T. angeht. Ob sein Aufenthaltsort bekannt ist oder ob eine Auslieferung beantragt wird? Unklar.

Der Fall zeigt, wie international und strukturiert organisierte Kriminalität heute agiert. Bremen, Izmir und so weiter – die Akteure nutzen ein Netzwerk, das schwer zu durchdringen ist. Die Beute aus dem Bremer Millionenraub dürfte längst über verschlungene Kanäle ihren Weg gemacht haben, doch die Aufarbeitung dieses Falls könnte helfen, ein wenig Licht ins Dunkel dieser kriminellen Machenschaften zu bringen.

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Stefan Kreitewolf Kreitewolf