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Panorama

„Neugeborenen-Bande“ in der Türkei: Ärzte sollen Babys für Profit getötet haben

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Das private Reyap-Krankenhaus, dessen Lizenz aufgrund der Ermittlungen gegen die sogenannte "Neugeborenen-Bande" widerrufen wurde, hatte zuvor von der Gesundheitsbehörde den Titel ‘babyfreundliches Krankenhaus’ erhalten. Foto: Reyap
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Kriminelle Machenschaften in türkischen Krankenhäusern erschüttern seit vergangener Woche die Öffentlichkeit. Ärzte und Klinikpersonal sollen gesunde Neugeborene absichtlich auf die Intensivstation verlegt haben, um Profit zu machen.

Ein schockierender Skandal erschüttert die Türkei: Ein kriminelles Netzwerk aus Ärzten, Pflegepersonal und Klinikmitarbeitenden soll gesunde Neugeborene systematisch auf Intensivstationen überwiesen habe. Der Grund? Profit. Die sogenannte „Neugeborenen-Bande“ (türkisch: „Yenidoğan Çetesi“) habe die staatliche Krankenversicherung ausgenutzt und unzählige Babys in Lebensgefahr gebracht.

Angeführt wurde die Organisation mutmaßlich von Dr. Fırat Sarı, einem ehemaligen PKK-Häftling, der hauptsächlich in privaten Krankenhäusern Istanbuls operierte. Er soll Eltern überredet haben, ihre gesunden Neugeborenen auf Intensivstationen einweisen zu lassen – angeblich „zur Sicherheit“ der Babys. Dadurch konnte die Bande laut türkischen Medienberichten höhere Gebühren bei der Versicherung abrechnen und profitierte finanziell.

Die Geschichte der Okutucu-Familie: Ein Albtraum

Besonders tragisch ist der Fall der Familie Okutucu. Özlem Okutucu brachte dem Vernehmen nach vier Kinder zur Welt, doch drei ihrer Babys starben kurz nach der Geburt. Ihr einziges überlebendes Kind erblindete aufgrund unsachgemäßer Behandlung. Eines ihrer eigentlich gesunden Babys wurde ebenfalls ohne Not auf die Intensivstation verlegt und starb dort unter mysteriösen Umständen. Erst später erfuhr die Familie, dass Dr. Sarı verantwortlich war.

Die Bande nutzte die Unwissenheit der Eltern und ihre Angst um das Wohl der Kinder perfide aus. Gesunde Babys seien unnötigen, riskanten Behandlungen unterzogen worden. Das führte nicht nur zu finanziellen Gewinnen für die Bande, sondern auch zu schwerwiegenden Komplikationen, bis hin zum Tod der Kinder. Die betroffenen Familien standen oft machtlos da. Als sie eingreifen wollten, war es oftmals schon zu spät.

Ermittlungen decken ein grausames Netzwerk auf

Ermittlungen der türkischen Behörden brachten die erschreckenden Machenschaften ans Licht. Es zeigte sich, dass zahlreiche Babys aus verschiedenen Kliniken betroffen waren. Nach monatelanger Ermittlungsarbeit konnten Dr. Sarı und weitere Mitglieder des Netzwerks verhaftet werden. Der Fall sorgt für landesweite Empörung und wird augenscheinlich Reformen im türkischen Gesundheitssystem nach sich ziehen, um ähnliche Skandale in Zukunft zu verhindern.

Betroffene Familien, darunter die Okutucus, haben Klagen gegen die Kliniken und Ärzte eingereicht, die ihre Babys gefährdeten. Die türkischen Behörden kündigten harte Strafen für alle Beteiligten an, die an diesem schrecklichen Missbrauch des Gesundheitssystems beteiligt waren. Präsident Recep Tayyip Erdoğan erklärte am Dienstag, dass er das Thema persönlich verfolgen und die Justiz nicht locker lassen werde, bis die Verantwortlichen ihre gerechte Strafe erhalten.