Rekorddürre und Hitzewellen: Türkei vor Klimastresstest

Rekorddürre und Hitze setzen der Türkei massiv zu: Seit Monaten fällt so wenig Regen wie seit über 50 Jahren nicht mehr. Experten warnen vor Wüstenbildung und einem drastischen Temperaturanstieg bis zum Ende des Jahrhunderts.
Ausgedörrte Felder, leere Stauseen, brennend heiße Sommer: Die Türkei erlebt nach Einschätzung ihres staatlichen Wetterdienstes die gravierendste Trockenheit seit mehr als einem halben Jahrhundert. Von Oktober 2024 bis Ende August dieses Jahres fielen landesweit nur etwa 400 Millimeter Regen – ein Rückgang um rund 27 Prozent gegenüber dem langjährigen Durchschnitt.
Besonders dramatisch ist die Lage im Osten Anatoliens, wo die Niederschlagsmengen um über 60 Prozent eingebrochen sind. Doch auch Küstengebiete, die für den Tourismus entscheidend sind, blieben nicht verschont: In der Marmara-Region und an der Ägäis fiel so wenig Regen wie seit 18 Jahren nicht mehr.
Extreme Hitze gipfelt in Hitzerekord
Zur Trockenheit kommt extreme Hitze. Der Juli 2025 war der heißeste seit 55 Jahren; in Silopi nahe der irakischen Grenze wurden 50,5 Grad Celsius gemessen – ein landesweiter Rekord.
Fachleute sehen darin mehr als ein Wetterphänomen. Eine kürzlich veröffentlichte Studie warnt, dass 88 Prozent der Landesfläche langfristig von Wüstenbildung bedroht sind. Klimamodelle deuten zudem darauf hin, dass die Niederschläge bis zum Ende des Jahrhunderts um ein Drittel abnehmen könnten, während die Durchschnittstemperatur um bis zu sechs Grad steigen dürfte.
Wachsender Druck durch Klimawandel
Für Landwirtschaft, Trinkwasserversorgung und Energieproduktion zeichnet sich damit ein massiver Stresstest ab – und ein Vorgeschmack auf das, was der Klimawandel für die Region bedeuten könnte. Die aktuelle Dürre verstärkt zugleich andere ökologische Risiken.
Schon in den vergangenen Sommern hatten Wald- und Buschbrände weite Teile der Mittelmeerküste verwüstet. Sinkende Grundwasserspiegel und ausgetrocknete Stauseen gefährden zudem die Trinkwasserversorgung und die landwirtschaftliche Bewässerung. Fachleute mahnen, dass die Türkei ihre Wasser- und Forstwirtschaft konsequent anpassen muss, um den wachsenden Druck des Klimawandels abzufedern.