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Scharfe Kritik: Radikale israelische Siedler greifen deutsche Journalisten an

  • Juli 8, 2025
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Scharfe Kritik: Radikale israelische Siedler greifen deutsche Journalisten an

Im Westjordanland wurden am Freitag Journalist:innen der Deutschen Welle während ihrer Berichterstattung über Proteste gegen Gewalt von radikalen Siedlern mit Steinen attackiert. Es ist bei Weitem kein Einzelfall.

Denn dieser Vorfall ist Teil einer gefährlichen Entwicklung: Während Palästinenser:innen schon seit Langem angegriffen und vertrieben werden, geraten inzwischen sogar internationale Journalist:innen ins Visier radikaler Siedler. Mehr noch: Der Gazastreifen ist aktuell der tödlichste Ort der Welt für Journalist:innen.

Schon vor dem 7. Oktober war der Gazastreifen gefährlich

Wie gefährlich der Gazastreifen bereits vor dem aktuellen Krieg war, verdeutlichen zahlreiche Beispiele. Der Tod der erfahrenen Al-Jazeera-Korrespondentin Shireen Abu Akleh hatte internationale Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Sie wurde am 11. Mai 2022 während einer Deckungsoperation im Westjordanland von israelischen Streitkräften gezielt erschossen.

Gezielt deshalb, da ihre Presseweste deutlich sichtbar war, wie Monitor, das investigative Flaggschiff der ARD, in einer ausführlichen Recherche darlegen konnte. Dieser Tod kam deutlich vor dem 7. Oktober 2023, den die israelische Regierung als Begründungsgrundlage für die kollektive Bestrafung der Palästinenser:innen seither nimmt.

Gefährlichster Ort für Journalist:innen weltweit

Laut International Federation of Journalists wurden bisher mindestens 174 Journalist:innen und Medienmitarbeiter:innen im aktuellen Gaza‑Krieg getötet. Die Committee to Protect Journalists meldete einige Fälle mehr: 178 Tote. Das palästinensische Journalisten‑Syndikat beziffert die Opfer indes auf über 220.

Nach dem jüngsten Angriff radikaler israelischer Siedler hat sich auch der Deutsche-Journalistenverband zu Wort gemeldet. DJV-Bundesvorsitzender Mika Beuster fühle sich erleichtert, „dass die beiden Kollegen unversehrt geblieben sind“. Ein Satz, der Bände spricht. Denn während die deutsche Politik nach wie vor und viel zu oft das Narrativ der extremistischen Netanjahu-Regierung an die Hand nimmt, ist die Freude Beusters vielsagend. „Es kann nicht sein, dass radikale Siedler ungestraft Jagd auf Medienschaffende machen. Das darf nicht ohne Folgen bleiben“, so Beuster weiter.

Al Jazeera gezielt unter Beschuss

Die Zahl der verletzten und getöteten Journalist:innen durch Israel hat in Gaza einen grausamen Höhepunkt erreicht. Insbesondere muss bislang der Sender Al Jazeera Verluste beklagen. Besonders viele Al-Jazeera-Mitarbeiter:innen wurden von der israelischen Armee bislang getötet.

Darunter Hossam Shabat, der am 24. März 2025 in Gaza gezielt durch einen Luftangriff getötet wurde. Die IDF rechtfertigte den Angriff unbegründet mit angeblicher Beteiligung an Milizen. Wie so oft kommen die Stimmen der Protestierenden für diese grausame Willkür hierzulande kaum an. Auch Samer Abu Daqqa, Kameramann der Al Jazeera-Crew, starb bei einem israelischen Drohnenangriff im Dezember 2023 in Khan Yunis. Weitere bekannte tote Journalisten sind Yahya Sobeih, getötet bei einem Luftangriff am 7. Mai 2025, sowie Hassan Aslih, der nach schwersten Verletzungen ins Krankenhaus gebracht wurde – und dennoch am 13. Mai 2025 von einer israelischen Drohne getötet wurde.

Israel: Quo vadis Demokratie?

Damit reiht sich Israel in eine erschreckende Reihe von Akteuren ein, die gezielt Pressevertreter:innen töten – ein klarer Bruch humanitären Völkerrechts. Es ist ein global einmaliger Angriff auf Grundrechte: Der Gazastreifen übertrifft sogar Kriegsgebiete wie Afghanistan oder Jugoslawien. Die Zerstörung von Presseinfrastruktur und Angriffe auf Medienhäuser stellen systematische Gewalt dar.

Der Angriff auf das DW‑Team im Westjordanland ist Ausdruck einer Strategie: Pressefreiheit wird unter Beschuss genommen, journalistisches Arbeiten kriminalisiert – und in Gaza bezahlen Journalist:innen mit ihrem Leben für ihr Engagement.

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